Am 27./28. Mai 2023 finden die diesjährigen Playoffs der Damen (in Karlsruhe) und Herren (in Tübingen) statt. Wieder einmal treffen je 8 Mannschaften aus ganz Deutschland zusammen, um 4 Teilnehmer der Final Four und somit der Deutschen Meisterschaft auszuspielen. DLAXN wirft für euch wie jedes Jahr einen Blick auf die einzelnen Teams und deren Chancen, dieses Jahr zur DM zu fahren.

Das Ranking

Durch Siege in den Playoffs bzw. der DM generierte Punkte (s. BSO) ergibt sich das Ranking und somit der Spielmodus der Playoffs:

  1. HTHC Hamburg
  2. HLC Rot-Weiß München
  3. KKHT Schwarz-Weiß Köln
  4. Victoria Berlin
  5. DHC Hannover
  6. KIT SC Karlsruhe Storm
  7. SC Frankfurt 1880
  8. ATV Leipzig 1845
Spielmodus Damen nach aktuellem Ranking 2023

1. HTHC Hamburg

Der amtierende Deutsche Meister hat auch in diesem Jahr eine perfekte Saison hingelegt: Bei 166 geschossenen Toren haben die Hamburgerinnen in 8 Spielen lediglich 13 zugelassen, 12 davon in den Spielen gegen den Ligazweiten DHC Hannover. Auch im diesjährigen deutsch-tschechischen Pokal (ein Turnier zwischen 1.-3.-platzierten der deutschen und tschechischen Liga) blieben sie ohne Konkurrenz, jedoch kam es zu einem Bänderriss bei Theresa (Tessy) Geissinger (M). Es wird sich zeigen, ob sie bei den Playoffs wieder vollständig spielfähig ist. Die Zusammensetzung des Teams hat sich zum letzten Jahr nur geringfügig verändert: Dazugestoßen ist Judith Krakau (A) aus Köln, und wir sind gespannt wie sie sich in die Hamburger Offense einfügt. Die Prognose in diesem Jahr ist einfach: Hamburg könnte sich überlegen, die Hotelkosten für Samstag Nacht zu sparen, denn sie werden mit 2 Siegen am Samstag auch den Einzug in die Final Four perfekt machen. Das Spiel gegen Leipzig wird im hohen zweistelligen Bereich deutlich gewonnen, und auch das 2. Spiel gegen Köln oder Karlsruhe wird mit einer deutlichen Tordifferenz zugunsten der Hamburgerinnen ausgehen. Hamburg bleibt aktuell mit Abstand klarer Favorit für den Titel in diesem Jahr.


2. HLC Rot-Weiß München

Nach vielen Jahren der Dominanz und Titelverteidigung musste sich München im letzten Jahr in einem spannenden Finale gegen Hamburg geschlagen geben. Seitdem kam es im Kader zu einigen gravierenden Veränderungen: Die Schlüsselspielerinnen im Mittelfeld, Lauren Goerz, Kim Dressendörfer, Kayla Ushman und Tessa Helf beendeten alle gleichzeitig ihre Laufbahn in der deutschen Bundesliga. Tessa Helf steht nun an der Sideline als Head Coach. Zudem ist Lisa Neubert (A) nach langen Jahren zurück in ihren Heimatverein, den DHC Hannover, gewechselt. Agrita Ose (D) hat sich beim deutsch-tschechischen Cup das Kreuzband gerissen. Es bleibt abzuwarten, ob München den Verlust so vieler wichtiger Spielerinnen mit dem verbliebenen Kader ausgleichen kann. Ein nur knapp gegen Karlsruhe gewonnenes Rückrundenspiel (10:9) rettete den Münchnerinnen eine ungeschlagene Saison. Unsere Prognose: München wird sich dieses Jahr auf knappe Spiele und wahrscheinlich erstmals seit vielen Jahren ein 3. Spiel zur Qualifizierung einstellen müssen.

3. KKHT Schwarz-Weiß Köln

Das Team aus der Domstadt war auch in diesem Jahr wieder unangefochtener Tabellenerster der West-Liga. Nach einigen Adjustierungen tritt auch in diesem Jahr ein zu den Vorjahren relativ konstanter Kader bei den Playoffs an. In der Liga dominant, war der einzig ernst zu nehmende Gegner in diesem Jahr der SC 1880 aus Frankfurt. Die Kölnerinnen kommen mit einer Tordifferenz von 129:15 aus 8 Spielen an Hamburger Verhältnisse heran, die Offense um das Duo Lina Müllejans und Nina Limburg hat auch diese Saison geliefert. Dennoch konnte Köln nicht über ein 3:11 gegen Hamburg im deutsch-tschechischen Cup hinauskommen. Dann erlitt am selben Wochenende eine der wichtigsten Spielerinnen, Laura Delker (M), erneut einen Kreuzbandriss nach erst kurz vorher abgeschlossener Rehabilitation im selben Knie. Nach einem knapp verlorenen ersten Spiel gegen Karlsruhe im Vorjahr ist auch dieses Jahr eine spannende Partie zu erwarten. Karlsruhe hat den Heimvorteil, Köln jedoch noch eine Rechnung zu begleichen, sodass wir einen Sieg gegen Karlsruhe prognostizieren. Das darauf folgende Spiel gegen Hamburg wird nur die nötige Pflicht für das Bestreiten des 3. (Qualifizierungs-) Spiels, das in diesem Jahr allerdings nicht unbedingt zugunsten der Kölnerinnen ausgehen wird. Es bleibt abzuwarten, wie erfolgreich die Kölner Offense gegen eine solide Defense klickt.

4. BSC Victoria Berlin

Victoria Berlin hat sich ebenfalls auch in diesem Jahr den ersten Tabellenplatz gesichert, wenn auch mit einem Ausrutscher gegen Dresden (5:6) in der Hinrunde. Insgesamt hat sich die Offense unter Coach Adam Marshall deutlich weiterentwickelt, die Hälfte der gespielten Partien wurden allerdings dennoch nur mit <10 Toren gewonnen. Ein Freundschaftsspiel gegen Köln im Februar wurde deutlich gewonnen, allerdings traten beide Teams nicht in voller bzw. realistischer Stärke an, sodass der Vergleich hinkt. In diesem Jahr ist der Playoff-Kader im Vergleich zum Vorjahr und zur Hinrunde um einige individuell starke Spielerinnen erweitert, und der Erfolg des Teams wird (wie auch bei Köln, Hannover, Karlsruhe und München) von der Tiefe des Kaders abhängen. Wir prognostizieren daher ein erneut knappes Spiel gegen Hannover, welches die Berlinerinnen in diesem Jahr möglicherweise nicht noch einmal bestehen. Geht es prognostisch im 2. Spiel gegen Frankfurt, sehen wir Victoria, wenn auch eher knapp, mit dem Sieg. Im 3. Spiel gegen Köln wird ebenfalls ein knappes Ergebnis auf dem Papier stehen. Die Partie wird eine der spannendsten des Wochenendes, eine Aussage zum Ergebnis wäre aktuell eher willkürlich.

5. DHC Hannover

Hannover musste in den letzten Jahren stark an Leistung einbüßen, nachdem wichtige Spielerinnen des langjährigen Meisterschafts-Kaders nach und nach aufhörten, und der Konkurrent Hamburg im Gegenzug erstarkte. 2022 trat Hannover mit dem historisch schwächsten Kader der jüngeren Vereinsgeschichte an, rettete sich allerdings mit einem knappen Sieg gegen Frankfurt in die Qualifikation und zuletzt die Final Four. Der Kader wurde seitdem positiv erweitert um die „Rückkehrerinnen“ Lisa Neubert (A) und Goalie Britta Goldenstein; die unerfahreneren Spielerinnen konnten seit letztem Jahr nochmals an Erfahrung dazu gewinnen. Insbesondere die Liga-Matchups mit dem aktuellen Titelverteidiger aus Hamburg verschaffen Hannover den Vorteil, sich regelmäßig mit den Besten zu messen. Alle anderen Liga-Spiele wurden souverän mit deutlichem, zweistelligen Abstand gewonnen. Auch bei Hannover wird in den Playoffs allerdings die Durchsetzungskraft der Schlüsselspielerinnen sowie die Kader-Tiefe entscheidend sein, um wieder zur Deutschen Meisterschaft fahren zu können. Wir prognostizieren, dass nach einem Sieg gegen Berlin, auch München in diesem Jahr hinter Hannover zurückstehen und der DHC somit erneut in die Final Four einziehen wird.

6. KIT SC Karlsruhe Storm

Das Karlsruher Team ist seit langem als Ligazweiter in den Playoffs vertreten. Auch in diesem Jahr reist Karlsruhe mit einem weitestgehend unveränderten Kader an. Als diesjähriger Ausrichter mit dem Heimvorteil bedacht, kann dies für das Team eine Hilfe in knappen Spielen bedeuten. Karlsruhe sollte sich trotz 125 geschossenen Toren in 7 Spielen allerdings nicht in Sicherheit wähnen, da offensive Einzelleistungen gegen die -im Vergleich zur übrigen Südliga- deutlich erfahreneren Playoff-Teams nicht unbedingt das Erfolgsrezept darstellen. Köln wird sich in diesem Jahr nicht erneut überrennen lassen, sodass Karlsruhe im 2. Spiel gegen Leipzig antreten wird. Wir prognostizieren hier einen klaren Sieg für Karlsruhe, was ein 3. Spiel gegen München bedeuten würde. Mit dem Heimvorteil im Rücken, dem zuletzt nur knapp verlorenen Spiel gegen München, sowie der Aussicht auf die Teilnahme an der DM, sehen wir hier ein erneutes Kopf-an-Kopf-Rennen, denn auch Karlsruhe zählt neben Hannover, Köln, München und Berlin zu den 5 Fragezeichen der diesjährigen Playoffs.

7. SC 1880 Frankfurt

Frankfurt als zweitplatziertes Team der West-Liga ist nun mit der dritten Teilnahme in Folge ebenfalls ein bekanntes Gesicht bei den Playoffs. Auch bei ihnen ist der Kern des Kaders bereits mehrfach gemeinsam angetreten, und Frankfurt startet mit viel Motivation, in diesem Jahr endlich einen ersten Playoff-Sieg einzufahren. Mit einer relativ konstanten Quote von 12,6 Toren pro Spiel bei weitestgehend unerfahrenen Liga-Kontrahenten stellt sich die Frage der Schwachstelle des Teams, insbesondere wenn man die im Schnitt jeweils ca. 20 Kölner Tore gegenüberstellt. Der Statistik nach zu urteilen basiert auch Frankfurts Erfolg größtenteils auf den bekannten Schlüsselspielerinnen, 54 Assists (bei 126 Toren sind somit knapp 43% assisted) sprechen für eine funktionierende Team-Offense. Ist Frankfurts Achillessehne entsprechend eher die Transition bzw. Defense, wird es auch dieses Jahr in den Playoffs schwer, gegen die übrigen Teams zu bestehen, denn Turnover werden einen hohen Preis fordern. Wir prognostizieren, dass Frankfurt daher in diesem Jahr erneut den Münchnerinnen unterliegen (wenn auch undeutlicher als im Vorjahr), und auch das 2. Spiel gegen Berlin in einem knappen Rennen verlieren wird.

8. ATV Leipzig 1845

Die Leipzigerinnen nahmen 2019 erstmals und zuletzt an den Playoffs teil. In der grundsätzlich eher schwachen Ost-Liga schaffte es Leipzig lediglich gegen die sehr jungen BHC-Teams über 10 Tore pro Spiel hinauszukommen. Zudem muss Leipzig dieses Jahr auf die Playoff-Teilnahme einer ihrer wichtigsten und erfahrensten Spielerinnen sowie Leitfigur, Maike Böckenhoff (M), verzichten. Ob ihre Teilnahme einen ausschlaggebenden Unterschied gemacht hätte ist jedoch zu bezweifeln, trifft Leipzig doch im ersten Spiel direkt auf den Titelfavoriten Hamburg. Der kleine Vorteil, dass Leipzig regelhaft auf Rasen trainiert, wird sich im Spiel gegen die Hamburgerinnen regelrecht auflösen, und Leipzig mit einer hohen, negativen zweistelligen Tordifferenz vom Feld gehen. Auch im zweiten Spiel sehen wir weder gegen Köln noch gegen Karlsruhe einen Sieg, sodass das Team um Coach Claudius Nowoisky aus dem Wochenende vor allem die Spielerfahrung und einige Inspiration für die Zukunft mitnehmen kann. Ob Leipzig Lacrosse damit als Boss gelten kann, wagen wir zu bezweifeln.

Leipzig Lacrosse 2023 (Fotocredits: Leipzig Lacrosse)

Fotocredits: @Heiko Broska

Posted by DlaxN