Lasse Volquardsen, 21, geboren in Frankfurt, fing mit 15 an in Frankfurt Lacrosse zu spielen, wurde 2019 Erster bei der deutschen Jugend-Meisterschaft, 2021 deutscher Meister Feld in Köln, und spielte 2022 bei der U21 WM gefolgt von der Herren WM in San Diego 2023 mit. Nach seinem Abitur stellte sich für Lasse, wie für viele Spieler, die im deutschen Lacrosse sehr erfolgreich sind, die Frage, wo er Lacrosse auf einem höheren Niveau spielen kann. Aufgrund des geringen Bekanntheitsgrads des Sports führt kaum ein Weg an Nordamerika und dem College Sport vorbei. Allerdings ist es aufgrund der hohen Kosten und der vierjährigen Verpflichtung keine einfache Entscheidung. Nur für wenige hat Lacrosse einen so hohen Stellenwert, dass sie sich für diesen Lebensstil entscheiden. Es gab schon einige Lacrosse Spieler:innen in Deutschland, die nach Nordamerika gingen, um am College zu spielen, wie Per-Anders Olters, Wynton Bastian, Eskander Kian Ben Aissa oder Penelope Pennoyer.  Nach der Weltmeisterschaft in San Diego stand die Entscheidung von Lasse fest es zu versuchen und sich bei verschiedenen Colleges zu bewerben, mit der Bedingung, dass ein Stipendium den größten Teil der Kosten übernehmen würde. Nach vielen Emails und einigen Anrufen stand fest, dass Lasse im Herbst 2024 beim SNHU College in New Hampshire spielen wird.

Auch Box Lacrosse Herren Coach Brian Tyacke blieb das Talent von Lasse nicht verborgen. Mit Blick auf die Weltmeisterschaft im September 2024 schlug er ihm vor, eine Box Lacrosse Saison in Kanada zu spielen. Lange musste nicht überlegt werden, zeitlich passte es gut und zur Vorbereitung für die Weltmeisterschaft gibt es kaum etwas Besseres. Nach einigen Gesprächen mit dem Manager stand fest, dass Lasse für die Port Coquitlam Saints spielen wird. Schon früh vor Beginn der Saison nahmen die Coaches Kontakt zu Lasse auf, schickten ihm das Playbook und gaben ihm Feedback basierend auf seinen Spielen. Eine Familie hat sich bereit erklärt, Lasse für den Zeitraum während der Saison aufzunehmen. Allerdings ist auch in Kanada Lacrosse nicht professionell, sodass alle Spieler, besonders im Jugendbereich, studieren oder arbeiten, und auch Lasse wurde vom Verein ein Aushilfsjob angeboten.

Am 29. Februar stieg er also in das Flugzeug nach Vancouver, Kanada. Nach mehr als 15h Flug und einer anstrengenden Reise wurde er vom Teammanager abgeholt und von der Gastfamilie empfangen. Aber lest selbst, was Lasse zu berichten hat: 

Ich wurde von Beginn an herzlich empfangen und habe mich von Beginn an wohlgefühlt. Das eigene Zimmer und Bad sind natürlich der Wahnsinn. Zusätzlich ist die ganze Familie sportbegeistert, und beide Gastbrüder spielen nicht nur Lacrosse, sondern auch Fußball und Eishockey. Typisch nordamerikanisch gibt es auch einen Fitnessraum in der Garage, in dem es schon den ein oder anderen guten Pump gab.

Ausgerüstet mit Helm und Handschuhen ging es zum ersten Training. Trainiert wird im Port Coquitlam Community Center, einem unglaublichen Trainingskomplex, der nicht nur eine Lacrosse/Eishockey Halle beinhaltet, sondern auch einen Basketballplatz, ein Fitnessstudio und ein Schwimmbad. Das Team hat sogar seine eigene Umkleide, um das Equipment zu lagern. Allerdings musste ich als Externer zu Beginn erst in die öffentlichen Umkleiden, da nur Spieler aus dem letzten Jahr den Teamumkleideraum nutzen durften.

Das Training ist nicht mit dem in Deutschland zu vergleichen. Die Anzahl an Spielern und das Niveau sind einfach deutlich höher. Es war das erste Mal für mich, dass ich mit so vielen Jungs in meinem Alter trainieren konnte. Selbst in der  U19-Nationalmannschaft ist das Leistungsniveau nicht so konstant wie hier. Die langjährige Erfahrung und Chemie der Spieler war deutlich zu spüren und das Tempo der Übungen war etwas Neues für mich. Nach einigen Trainingseinheiten fing ich an mich an wohler zu fühlen und die Jungs auch besser kennenzulernen. Unglücklicherweise habe ich mich beim ersten Vollkontakttraining verletzt, als ich beim Crease Dive unglücklich auf mein linkes Knie gefallen bin. Zunächst dachte ich, es wäre nur eine Prellung, die am nächsten Tag wieder weg sein würde. Für den nächsten Tag war ein Campingtrip nach Vancouver Island geplant gewesen. Allerdings musste ich am nächsten Morgen schnell feststellen, dass ich mein Bein nicht mehr belasten konnte.

Um die schlimmsten Szenarien auszuschließen, besuchten wir ein Krankenhaus auf Vancouver Island. Die fast obligatorische Wartezeit in der Notaufnahme gilt auch in Kanada und nach sechs Stunden warten und einem Röntgenbild war die Diagnose klar. Es hatte sich eine Flüssigkeit im Knochen eingelagert und eine Schwellung drum herum, weshalb jede Bewegung einen Schmerz auslöste. Für die ersten Tage bekam ich eine Schiene, um das Bein ruhig zu halten und zu entlasten. Die ersten Trainingseinheiten musste ich danach leider ganz aussetzen, konnte aber nach einer Woche die Passübungen und Walkthroughs wieder mitmachen.  

Allerdings musste ich länger pausieren als ich wollte und saß sehnsüchtig am Rand und schaute den Jungs beim Training zu. Auch beim ersten Freundschaftsspiel gegen Burnaby musste ich leider noch aussetzen. Mittlerweile bin ich wieder fit und durfte schon beim ersten Spiel gegen die New Westminster Salmonbellies meine erste Spielzeit sammeln und das erste Tor schießen. Die Saison hat offiziell am 11.04 24 begonnen und das erste Spiel der Poco Saints ist am 15.04.24 gegen die Burnaby Lakers. Den Saisonplan findet ihr hier.

Posted by DLAXN