Vespa, Vedi, Vici: Ein Reisebericht von einer Fahrt zum Frank Meschner Cup

Alle Wege führen nach Rom heißt es. In der europäischen Box Lacrosse Community führen sie nach Radotin, einem kleinen Vorort von Prag mit der schönsten Box Lacrosse Arena Europas. Die beiden Autoren haben sich für den Frank Meschner Cup auf den Weg gemacht. Mit ihren Rollern.

In Europa gibt es viele Arten von A nach B zu kommen. Für den öden Transfer geht es am einfachsten mit Auto, Bus, oder Bahn (wenn diese nicht durch einen Streik das komplette Land lahm legt). Doch am aufregendsten ist es mit dem Roller. Auf zwei zehn Zoll Felgen, angetrieben durch einen unzerstörbaren Zweitaktmotor und soliden drei Pferdestärken fährt es sich mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit knapp unter 50 Kilometer pro Stunde langsam aber sicher ins Ziel. Das heißt für jeden Box Lacrosser in Europa mindestens einmal im Jahr Radotin. Das Box Lacrosse Mekka liegt bei Prag mitten in malerischer böhmischer Landschaft. Für die beiden Autoren, Gustav und Matthias, aus dem Team der Spreewölfe Berlin bedeutet das 360 Kilometer quer durch Mitteleuropa.

Mit dem Lacrosseschläger durch die böhmische Landschaft

Bei den Fahrzeugen der zwei handelt es sich um echte Klassiker. Matthias startet mit seiner schwarzen Vespa LX50 S50, Baujahr 2009, Gustav mit seiner Aprilia Mojito 50 Custom, liebevoll auch “kleine Harley” genannt. Gemeinsame Laufleistung:  33.000 Kilometer. Die Fahrgestelle haben sich mit einem unkaputtbaren Motor und kaum Verschleißteilen bis auf kleinere Zwischenfälle mehr oder weniger als unzerstörbar erwiesen. Wer braucht schon einen funktionierenden Tacho, wenn die Maximalgeschwindigkeit 60 Stunden pro Kilometer beträgt –  bei günstigen Windbedingungen und Bergab. Matthias Ansage, „ein früher Start, rettet dem Rollerfahrer den Tag,“ hat er nicht halten können. Startzeit: 17.30 Uhr. Etappenziel: Das 200 Kilometer entfernte Dresden. Sonnenuntergang: 20.30 Uhr. „Das wird eine knappe Kiste,“ merkt Gustav bei Abfahrt aus Berlin an und behält recht. Ankunft in Kälte und Dunkelheit in der Elbflorenz gegen 22.00 Uhr. Autobahnen und Mautstraßen sind bei Reisen mit dem Roller tabu. Über Kreisverbindungs- und Landstraßen von Ortschaft zu Ortschaft schlängelt sich die Route durch die Lausitz im Osten Deutschlands. Eine kurze Rast bei Freunden. Viel Zeit bleibt nicht. Am nächsten Tag muss am Mittag das Reiseziel erreicht werden. 

Mit Sonnenaufgang geht es weiter, über die Elbe und rein ins Erzgebirge wo die Roller auf den kurvenreichen Bergstraßen nahe an ihre Leistungsgrenzen gebracht werden. An der Bobbahn und dem Biathlonstand im Wintersportort Altenberg vorbei geht es über die tschechische Landesgrenze hinunter in die Stadt Teplice. Nach einem Kaffee und einer Frühstückspause folgen die letzten 100 Kilometer, bevor die bewaldeten Hügel vor Radotin zu sehen sind. Eine letzte kurvenreiche Abfahrt, an einem Steinbruch vorbei und das Reiseziel ist erreicht. Die Arena des LCC Radotin. Destination von allen Lacrossern in Europa, die was auf sich halten.

Radotin: Das Lacrosse Mekka in Europa

Was zieht die Autoren überhaupt an diesen Ort? Was treibt einen überhaupt mit einem Roller außerhalb des Campus fragt sich der Ostküsten Collegestudent? Es ist die einzigartige Atmosphäre, die es sonst nirgends im Lacrosse zu finden gibt. Noch in Zeiten der Sowjetunion haben sich im Vorort von Prag sportverrückte junge Menschen zusammengefunden, die sich von aus dem Westen geschmuggelten National Geographic Magazinen inspirieren lassen haben. Aufnahmen von Indianern beim Lacrosse hat sie beeindruckt. Fasziniert von diesem Sport begannen sie sich selbst Lacrosse Schläger anzufertigen. Auf dem Gelände des Sokol Radotín, dem Heimatverein des Lacrosse Clubs Custodes, wurde dann in den 90er die Wiege des europäischen Box Lacrosse gegründet. Das Aleš Hřebeský Memorial, ein Turnier zu Ehren des 1993 durch einen Autounfall verstorbenen LCC Mitglieds, ist seit den 2000ern ein fest etabliertes internationales Lacrosse Turnier.

Jeden April pilgern Teams aus der ganzen Welt nach Radotin. Sein kleiner Bruder, der Frank Menschner Cup, ist das Pendant im Spätsommer. „Wir Gedenken an Frank Menschner. Er war eine großartige Person und hat uns bei der Entwicklung des tschechischen Lacrosse geholfen. Er ist vor fünf Jahren an Krebs gestorben,“ sagt Mika Ondřej, der Organisator des Turniers in Radotin. 2001 kam Frank zum ersten Mal nach Radotin mit den Rebels, das erste amerikanische Team, welches beim Aleš Hřebeský Memorial teilnahm. Seitdem ist er jedes Jahr nach Europa gereist. Bis zu seinem Tod 2015. Er war ein großartiger Förderer und Unterstützer des Turniers in Radotin und der Entwicklung des Lacrosse vor allem in Tschechien. Kurz nach seinem letzten Besuch in Radotin starb er an seiner Erkrankung. „Wir haben sehr viele Nachfragen beim Memorial Cup. Also haben wir beschlossen allen Teams ein weiteres Turnierangebot zu machen,“ erklärt er die Notwendigkeit für den Frank Menschner Cup. Zwölf Teams kommen bei der sechsten Edition des Turniers im Spätsommer in diesem Jahr zusammen. Darunter die Spreewölfe Berlin, das Team von Gustav und Matthias.

Fazit: Roadtrip Feeling pur

Trotz der Reisestrapazen in den Knochen läuft das Turnier für Matthias und Gustav gut. Das neugegründete Berliner Boxteam, wie alle anderen auch mit dem Auto angereist, muss sich erst im Halbfinale gegen die Old Dogs aus Pilsen im Shootout geschlagen geben. Nach drei Turniertagen geht der Frank Menschner Cup mit einem soliden vierten Platz für die Spreewölfe Berlin bei ihrem Turnierdebut zu Ende. Bestes Pivo (tschechisch: Bier), gute Stimmung und endlich wieder kompetitives Lacrosse lassen fast vergessen, dass ein Grundsatz bei einem Roadtrip immer gilt. Wer mit dem Roller nach Prag fährt, muss auch mit dem Roller wieder zurückfahren. 

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Fazit: Insgesamt haben Gustav und Matthias 740 Kilometer (460 Meilen) Laufleistung abgespult, sechs Tankstopps eingelegt und einmal mit dem Kickstarter beim Starten nachhelfen müssen. Die Reisezeit betrug hin und zurück knapp 18 Stunden. Die Autoren geben der Reise fünf von fünf Piaggio-Sternen. Für mögliche Nachahmer haben sie folgende Podcastempfehlungen: Lex Fridmann und Dan Carlin’s „Hard Core History“.

Posted by DLAXN & LaxAllstars, written by Matthias Lehna und Gustav Weber

Please check LaxAllstars for the English version of the article! –> https://laxallstars.com/