Wie hast du das erste Mal von Lacrosse gehört und warum hast du angefangen?

Das erste Mal habe ich von Lacrosse von einem Kumpel aus der Schule gehört. Damals habe ich noch Tischtennis gespielt und kannte den Sport nicht. Zu dieser Zeit hatte die Lacrosse Abteilung des SC1880 einen FSJ’ler, der an die Schulen ging und AGs anbot. Als dann auch an meiner Schule die AG angeboten wurde, wollte ich den Sport unbedingt ausprobieren.

Ich war einfach begeistert von der Schnelligkeit und dem notwendigen Geschick mit dem Schläger. Anders als die meisten, habe ich direkt angefangen mit einem Longpole zu spielen.

Für welche Vereine hast du bereits gespielt und was waren deine größten Erfolge?

Da ich erst 20 Jahre alt bin, habe ich noch nicht für viele Vereine gespielt. Ich bin in Frankfurt aufgewachsen und habe quasi meine ganze Karriere hier verbracht. Ich bin sehr dankbar, dass es in Frankfurt ein U16 Team gab/gibt, denn nicht viele Spieler in Deutschland haben das Privileg, schon so früh anfangen zu können.

Mit 14 Jahren startete 2012 meine U16 Karriere beim SC1880 unter dem damaligen Jugend Coach Wolfram Greb. Nach einem Jahr bei der U16 begann ich bei den Herren mit zu trainieren und spielte mein erstes Ligaspiel gegen Kaiserslautern in der Rückrunde 2013. Die letzten beiden Jahre in der U16 spielte ich auch parallel bei den Herren.

2016 spielte ich bei der U19 Nationalmannschaft in Kanada mit. Das war mein erstes großes internationales Turnier. Nach dem Turnier wusste ich, dass ich Lacrosse auf einem höheren Level spielen wollte.

Nach der Weltmeisterschaft hatte ich den Wunsch, in den USA College Lacrosse zu spielen, aber dieser Wunsch fand ein ziemlich jähes Ende, als ich die Kosten für dieses Abenteuer recherchierte.

Mein damaliger Coach, Steve Laforet, schlug mir Ende 2016 vor, nach Kanada zu gehen und bei seinem alten Junior B Club Box Lacrosse zu spielen. Er schickte mein Highlight Tape von der U19 WM an den Coach und überzeugte mich, dass ich eine Chance hätte, dort mitzuspielen.

Zu Beginn war ich sehr verhalten, da ich Angst vor Boxlacrosse hatte und mir das doch sehr brutal vorkam und wenig mit dem Lacrosse, das ich kenne, zu tun hatte. Zusätzlich hatte ich außer einem einzigen Boxspieltag keinerlei Erfahrung. Allerdings war das Verlangen, woanders Lacrosse zu spielen und etwas die Welt zu erkunden, stärker und so flog ich nach Kanada, um bei den Tryouts bei den Windsor Clippers mitzumachen.

Im Endeffekt wurde ich genommen und durfte an einer Saison des kompetitivsten, spannendsten und besten Lacrosse meines Lebens teilhaben. Meine anfängliche Angst vor Box Lacrosse verwandelte sich in Begeisterung. Am Ende der Saison wurde ich sogar mit dem Award des Most Improved Player ausgezeichnet.

Nach meinem Abenteuer in Kanada spielte ich 2018 mit der Herrennationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft in Israel mit. Dieses Mal merkte ich den deutlichen Unterschied zwischen Herren und Jugend. Nichtsdestotrotz waren diese Wochen mit einem unglaublichen Team ein Highlight meiner Lacrosse Karriere. Zusätzlich wurde ich Team intern zum Most Improved Player auserkoren, worauf ich sehr stolz bin.

Wo liegen deine Stärken im Spiel und wie hast du sie entwickelt?

Anders als viele Verteidiger bin ich weder groß, noch besonders stark. Meine Stärken liegen eher in meiner Ausdauer und Schnelligkeit.

Wie jeder zu Beginn hatte ich Schwierigkeiten beim Fangen und Werfen. Mich machte es wahnsinnig, dass es nicht ästhetisch war, wie ich gecradelt und gepasst habe. Die Folge war eine unglaubliche zeitintensive Auseinandersetzung mit meinem Schläger. Egal, ob Wallball, Daddeln oder Minilax, Hauptsache ich konnte mich verbessern und neue Dinge ausprobieren. Ich verbringe gefühlt meine ganze Freizeit am Platz, mal alleine, mal mit Freunden. Ich war nie ein Fan vom Pumpen und hatte wesentlich mehr Spaß am Daddeln. Dass dies nicht dem klassischen Bild des Verteidigers entsprach, war mir bewusst, aber herzlich egal.

Als ich mit Lacrosse anfing, konnte ich nicht genug von diesem Sport bekommen. Ich schaute fast täglich Lacrosse-Spiele auf Youtube und erarbeitete mir damit ein grobes Verständnis dieses doch merkwürdigen Sportes. Mithilfe der verschiedenen Coaches und Lacrosse Erfahrungen bildete sich mit der Zeit ein gutes Spielverständnis.

Die Kombination aus Spielverständnis und guten Stickskills hilft mir, mich auch gegen körperlich überlegene Gegenspieler durchzusetzen. Wobei meine Stärken definitiv in den Groundballs und dem Transitionspiel liegen.

Wie bereitest du dich auf ein großes Turnier vor?

Diese Frage stelle ich mir auch immer vorher. Allerdings kann ich mich nie entscheiden, ob ich mehr Kondition und Schnelligkeit, Krafttraining oder Stickskills trainieren soll. Von fast allen Coaches habe ich immer gehört, dass ich zunehmen und stärker werden soll, dementsprechend habe ich immer viel das Gym besucht, allerdings ohne Gewichtszunahme. Im Endeffekt läuft es aber immer darauf hinaus, dass ich mich möglichst viel mit Lacrosse beschäftige, ob ich Spiele schaue, mit meinen Kumpels Minilax spiele, daddele oder Wallballs mache.

Welche Qualitäten schätzt du an einem Teamkameraden am meisten?

Eine schwierige Frage. Ich denke, dass ich Vertrauen und Begeisterung am Spiel am wichtigsten finde. Da diese beiden Attribute wichtige Faktoren für ein gutes Zusammenspiel sind.

In einem Teamsport müssen alle Mitspieler miteinander spielen und sich vertrauen können. Die besten Teams vertrauen blind in die Fähigkeiten ihrer Mitspieler. Das hat auch zu Folge, dass das Teamgefühl gestärkt wird und alle Spaß haben.

Mitspieler, die einen mit ihrer Motivation mitreißen und für Spiele begeistern können, sind extrem wichtig für die Mannschaft. Mit guter Laune zu spielen, macht wesentlich mehr Spaß, als genervt und lustlos. Eine positive Stimmung im Team ist deshalb ein Muss für den Erfolg.

Wo siehst du dich persönlich in fünf Jahren?

Ich sehe mich in fünf Jahren immer noch auf dem Lacrossefeld und spiele den Sport, den ich liebe. In welcher Stadt das sein wird, kann ich nicht beantworten, allerdings würde ich gerne nach meinem Bachelor eine andere Stadt kennenlernen.

In den fünf Jahren werde ich versuchen, für die verschiedenen deutschen Nationalmannschaften zu spielen. Mein Ziel für das nächste Jahr ist es, in Vancouver bei der Box WM mitzuspielen.

Welche Tipps würdest du jungen deutschen Lacrosse Spielern mit auf den Weg geben?

Konsumiert so viel Lacrosse wie möglich. Schaut euch möglichst viel Lacrosse an. Mein Tipp: Schaut euch ganze Spiele an und nicht nur Highlights. Merkt euch die Moves und versucht sie nachzumachen; traut euch, Fehler zu machen.

Spielt Minilax, es gibt keine bessere Möglichkeit, sein Spielverständnis, Zusammenspiel mit Freunden und Finish Fähigkeiten zu verbessern, als bei einer schnellen Runde Minilax.

Schnappt euch ein paar Freunde und geht daddeln, macht 1 vs. 1. Denkt euch Spiele aus, was auch immer. Was ich sagen möchte ist, dass es viele andere Möglichkeiten als Wallball gibt, um seine Stickskills zu verbessern.

Was ist deine Weapon of Choice?

Ich spiele seit mehreren Jahren mit einem UA Command und bin sehr zufrieden. Die klassischen Defense Heads sind mir zu breit und starr, um damit Offense zuspielen oder Faceoffs zu machen. Der Command ist ein Allrounder, mit dem ich ohne Probleme überall auf dem Feld spielen kann.

Mein derzeitiger Head für den Longpole ist ein grauer UA Command. Ich bin ein Fan von wenig Whip, damit ich auch in hektischen Situationen den Ball schnell los werde.

Posted by DLAXN