Nachdem wir dieses Jahr keine Prognose für die Playoffs der Herren geschrieben haben, gibt es jetzt einen Rückblick. Die Playoffs fanden dieses Jahr zum ersten Mal seit Jahren nicht mehr in Stuttgart statt, sondern 30 Minuten entfernt im idyllischen Tübingen. Qualifiziert hatten sich acht Mannschaften aus den drei verschiedenen Ligen. Nach der 3-Jahreswertung der vergangenen Saison war das Ranking wie folgt:

  1. SC1880 Frankfurt
  2. HTHC Hamburg
  3. HLC Rot-Weiss München
  4. KKHT Köln
  5. BHC Berlin
  6. ABV Stuttgart
  7. VFL 1905 Aachen (TSG Tübingen)
  8. DHC Hannover

Allerdings sollte es zu einer Überraschung kommen, die den derzeitigen Zustand des deutschen Lacrosse gut widerspiegelt. Trotz ihrer Qualifikation für die Playoffs, musste der VFL Aachen die Teilnahme aufgrund von Spielermangel absagen. Auch die nachrückenden Vereine aus dem Westen konnten keine Mannschaft stellen, sodass letztendlich der drittplatzierte der Südliga (TSG Tübingen) ersatzweise angefragt wurde. Dankenswerterweise konnten die Tübinger kurzfristig ein Team stellen und somit eine Wildcard verhindern.

Samstag, 27.05.2023

Frankfurt vs. Hannover (15:2)

Pünktlich um 9.00 Uhr startete das erste Match zwischen Frankfurt und Hannover. Frankfurt galt als klarer Favorit, konnte dieser Rolle jedoch im ersten Viertel aufgrund von einer starken Torwartleistung von Hannover, nicht gerecht werden. Im Laufe des Spiels zeigte sich aber deutlich, dass Frankfurt das bessere Team ist und konnte trotz starker Verteidigung der Hannoveraner überlegen mit 15:2 (2:1/6:1/4:0/3:0) gewinnen.

München vs. Stuttgart (7:6)

Das Spitzenspiel der Südliga sollte sich aufgrund des Ligasystems zum dritten Mal diese Saison wiederholen. Die beiden Spiele in der Saison konnte München für sich entscheiden (12:3 und 7:5). Doch jeder der länger in Deutschland Lacrosse spielt weiß, dass die Spiele in der Saison nur von wenigen Vereinen ernst genommen werden. Es versprach also ein spannendes Spiel zu werden, da es zum ersten Mal in der Saison für beide Teams um etwas ging. Das Spiel war von Beginn an ausgeglichen, aber München erwischte den besseren Start und konnte das erste Viertel für sich mit 2:1 entscheiden. Auch in den folgenden Vierteln war das Spiel auf Augenhöhe. Im letzten Viertel setzte Stuttgart nochmal alles daran das Spiel zu gewinnen, konnte aber nur den Ausgleich erzwingen. 30 Sekunden vor Abpfiff mussten sie sich dann doch durch das Tor vom Topscorer der Münchener Cornelius Wächter mit einem 7:6 geschlagen geben (2:1/2:1/1:2/2:2).

Köln vs. Berlin (9:8 2xOT)

Das wohl spannendste Spiel am Samstag fand zwischen Köln und Berlin statt. Der Vize-Meister Köln, der diese Saison auch den Westliga-Titel an die Frankfurter abgeben musste, tat sich von Beginn an schwer gegen die starke Berliner Verteidigung. Gespickt mit Nationalmannschaftsspielern und einer Tradition stets eine gute Verteidigung zu haben, wollte sich der BHC gegen Köln durchsetzen. Die Berliner erwischten einen formidablen Start und konnten das erste Viertel mir 3:2 für sich entscheiden. Sie hielten die Führung bis kurz vor Schluss. Ein später Treffer des Kölners Dennis Heerdt in der 69. Spielminute zwang das Spiel in die Overtime. Erst in der zweiten OT konnte sich der langjährige Kapitän und Nationalmannschaftsspieler Marc Brandenburger gegen die Berliner Verteidigung durchsetzen und erzielte das Siegtor zum 9:8 (2:3/1:1/2:3/3:1//1:0)

Hamburg vs. Tübingen 17:2

In einem sehr einseitigen Spiel wurde dem Drittplatzierten aus dem Süden gezeigt, wie Lacrosse gespielt werden kann. Im ersten Viertel hielt das Heimteam noch einigermaßen mit, profitierte aber auch von der schlechten Chancenverwertung der Hamburger. Im Laufe des Spiels schoss sich Hamburg warm und die Tübinger mussten sich vor dem heimischen Publikum deutlich mit 17:2 (3:0/5:0/4:0/5:2) geschlagen geben.

Frankfurt vs. München (10:6)

Sowohl für Frankfurt als auch München war es bereits das zweite Spiel des Tages und es ging um den direkten Einzug in das Halbfinale der Deutschen Meisterschaften in Nürnberg (10.-11.06.). Auch in dieser Partie galt Frankfurt als Favorit, aber konnte erneut seiner Rolle im ersten Viertel nicht gerecht werden. München hielt stark dagegen. Erst im zweiten Viertel konnte Frankfurt vier unbeantwortete Tore erzielen, die das Spiel später entscheiden sollten. München holte diesen Vorsprung nicht mehr auf und musste sich am Ende 10:6 (2:2/4:0/0:2/4:2) geschlagen geben. Frankfurt konnte somit den direkten Einzug in die Deutsche Meisterschaft feiern.

Berlin vs. Tübingen (7:5)

Beide Teams hatten ihr erstes Spiel verloren und mussten dieses Spiel gewinnen, um ihre Chance für die Deutsche Meisterschaft aufrecht zu erhalten. Überraschend gelang es Tübingen zu Beginn mit den Berlinern mitzuhalten und sogar in Führung zu gehen. Am Ende fehlte aber die Luft und Erfahrung, um den Sieg nach Hause zu bringen und sie mussten sich am Ende knapp mit 7:5 (2:2/0:1/2:1/3:1) geschlagen geben. Dennoch zeigten die Tübinger großen Kampfgeist und die Fähigkeit mit Berlin mitzuhalten.

Sonntag, 28.05.2023

Köln vs. Hamburg (6:8)

Am Sonntag trafen im ersten Spiel Köln und Hamburg aufeinander. Die letzten Begegnungen der beiden Teams waren immer sehenswert und auch dieses Mal versprach es ein spannendes Spiel zu werden. Köln erwischte den besseren Start, aber Hamburg ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Die Nordlichter konnten im zweiten Viertel vier unbeantwortete Tore schießen, von denen sie bis zum Ende des Spiels zehren sollte. Die früher starke Offensive der Kölner war nicht in der Lage die Verteidigung um Nationalmannschaftstorwart Zinoview zu brechen und musste sich zum Schluss 6:8 (2:0/0:4/1:3/3:1) geschlagen geben.

Stuttgart vs. Hannover (10:6)

Hannover konnte den starken Start, den sie gegen Frankfurt hatten, leider nicht in diesem Spiel reproduzieren und lagen nach den ersten 15 Minuten mit 5:1 hinten. Das erfahrene Stuttgarter Team um (Spieler)-Coach Alexander Frey ließ sich das Spiel von da an nicht mehr aus der Hand nehmen. Hannover kämpfte weiter, musste sich am Ende jedoch 10:6 (5:1/2:2/2:1/1:2) geschlagen geben.

Berlin vs. München (4:2)

Wer ein Fan von Abwehrschlachten ist, sollte sich dieses Spiel anschauen. Zwei Verteidigungsbollwerke trafen hier aufeinander und waren nicht in der Lage das andere zu bezwingen. In einem mäßig spannenden Spiel, geprägt von wenigen offensiven Highlights, konnte sich Berlin den Einzug mit 4:2 (0:1/2:0/1:0/1:1) zur deutschen Meisterschaft erspielen. Wie dieses Berlin gegen Köln so gut mithalten konnte, haben sich einige Fans gefragt, aber jedes Team hat wohl mal einen schlechten Tag.

Stuttgart vs. Köln (10:9)

Dieses Spiel wird allen Stuttgart Fans lange im Gedächtnis bleiben. Ein Stuttgart, dass sich die ganze Saison durch die Spiele gequält hat und aufgrund einer unterirdischen Rückrunde von Tübingen zu den Playoffs fahren konnte, spielt ihr bestes Lacrosse-Spiel seit drei Jahren. An diesem Sonntagnachmittag schien alles für die Stuttgarter zu laufen. Von Beginn an schaute Köln gefühlt nur zu und wurde mehr als nur einmal vom Aluminium gerettet. Komplett auf dem falschen Fuß erwischt und aufgrund einer unglaublich starken Leistung der Stuttgarter war das Spiel eigentlich schon früh entschieden. Lediglich der Einsatz der Schiedsrichter ließ es nochmal spannend werden. Vier schnelle Fouls wurden gegen Stuttgart pfiffen. Dies nutze die Offensive um Kapitän Brandenburger geschickt aus und verkürzte auf 10:9 (3:1/2:3/3:0/2:4). Am Ende reichte es aber nicht und Stuttgart gewann mehr als verdient. Das erste Mal seit langem finden die Deutschen Meisterschaften ohne die Kölner Herren statt.

Hier nochmal alle Ergebnisse im Überblick:

Alle Fotos vom Wochenende findet ihr hier. Vielen Dank an Paul Fiedler, Josie Drixler und Tim Weiss.

Posted by DLAXN