Die Auswirkung von Corona

Es ist nicht zu übersehen, die Corona-Pandemie hat Lacrosse in Deutschland ziemlich zugesetzt. Ehemals große Teams wie Düsseldorf sind nicht mehr alleine spielfähig und andere Teams wie Göttingen stehen bei den Herren nur noch mit vier aktiven Spielern auf dem Trainingsplatz. Frankfurt musste die U20 Mannschaft der Herren wieder abmelden und in Berlin dümpeln drei Teams mehr oder weniger ohne große Ambitionen vor sich hin. Zum Sichtungscamp der Herren-Nationalmannschaft für die WM kamen nur 16 Spieler und auch die U21 Nationalmannschaft sucht händeringend nach neuen Talenten für die anstehende WM in Irland.

2 Spieler des BHC Lacrosse in Deutschland
Wie geht es weiter mit Lacrosse in Deutschland?

Sixes Lacrosse in Deutschland

Währenddessen wurde eine neue Lacrosse-Variante geschaffen und auch von Verbandseite aus ordentlich gefördert. Das Olympische Sixes-Format soll es leichter machen, mit weniger Spielern und Spielerinnen ein Team zu stellen und so vor allem in Lacrosse-Entwicklungsländern wie Deutschland das Wachstum fördern. Im Nord/Osten wurde sogar entschieden, die zweite Liga nicht mehr im Feld-Lacrosse auszurichten, sondern im Sixes-Format.

Wäre es vielleicht die Lösung, schon jetzt eine deutschlandweite Sixes-Liga zu etablieren, um die angeschlagenen Teams nicht sterben zu lassen? Auf Nachfrage bei Simon Krause (Präsident und 1. Vorsitzender des DLAXV), ob es in der Zukunft eine Liga im Sixes-Format geben wird, gab sich dieser eher ungewiss. Eine feste Aussage dazu lasse sich momentan nicht treffen. Der Beschluss zum Deutschland Lacrosse Pokal zur MV2021 im Lacrosse Sixes lege jedoch nahe, dass es in absehbarer Zeit einen Sixes Wettbewerb geben wird, so Krause weiter. Dennoch spricht er auch die Vorteile an, die eine Ausrichtung im Sixes-Format für Wachstum und Beteiligung in unteren Spielklassen haben könne. Die Umsetzbarkeit sei nach Krause momentan jedoch wirklich schwer abzuschätzen.

Sixes, Box, Feld – Wie geht es weiter?

Für uns wirft das natürlich einige weitere Fragen auf. Wie steht die Lacrosse Community überhaupt zu den verschiedenen Formaten und entsteht im Endeffekt eine Art Dreikampf zwischen den Varianten Box, Feld und Sixes?

Dass es nicht immer einfach ist, mehrere Varianten einer Sportart zeitgleich zu spielen und zu fördern, hat sich bereits in der Vergangenheit mit den Auseinandersetzungen zwischen Box- und Feldlacrosse gezeigt. Durch den Mangel an freien Wochenenden liegen oft mehrere Auswahlcamps an identischen Wochenenden. So wurde es beispielsweise Spielern, die sich momentan auf die U20 WM in Irland vorbereiten mehr oder weniger untersagt, an Tryout-Camps für die Box EM in Hannover teilzunehmen. Härter kam es jedoch für die Spieler, die sowohl an den World Games 2022 im Sixes-Format und der Box Lacrosse Heim EM teilnehmen wollen. Diesen wurde die Entscheidung direkt abgenommen, indem man Ihnen von oben herab untersagt hat, an beiden Turnieren teilnehmen zu dürfen. Wie wird das in Zukunft aussehen? Muss man sich im deutschen Lacrosse als Spieler oder Spielerin irgendwann entscheiden, ob man die Deutsche Meisterschaft im Feld, Box oder Sixes spielen möchte?

Simon Krause gibt sich diesbezüglich eher gelassen. Auf die Frage ob ein Dreikampf zwischen den verschiedenen Varianten zu erwarten sei, äußerte er sich wie folgt:

Diese Frage impliziert, dass es eine Art Verordnung oder Zwang zur Einführung und Anwendung dieser Varianten gibt. Die Einführung von Box Lacrosse als zweite Disziplin 2014 ist sicher ein gutes Beispiel wie eine Koexistenz aussehen kann und durch die Mitgliedschaft auch getragen wird. […] In welcher Form das nun mit Sixes als Dritte Variante aussehen soll/kann liegt in erster Linie an den Vereinen. Denn eine „von Oben“ vorgeschriebene Struktur ohne Rückhalt aus der Mitgliedschaft hätte sicherlich keinen Erfolg und würde so auch nicht durch die Ligaleitungen umgesetzt.“

Final gibt es nach Krause momentan keine Bestrebungen eine dritte Disziplin mit eigener Endrunde zu etablieren. Vorerst wird das neue Format wohl eher als eine Überbrückung von Sommer und Herbst im Outdoor-Bereich gehandhabt.

Sixes als dritte Variante?

„[…] Derzeit [gibt es] von uns keine Präferenz oder einen besonderen Fokus im Erwachsenenbereich. Wir haben in den letzten Jahren ein gutes Gleichgewicht aus Indoor/Box Lacrosse und Feldlacrosse geschaffen. Inwieweit die Mitgliedschaft die neue Disziplin Sixes annimmt und weiterführt, werden wir beobachten. Interesse und Akzeptanz sind in jedem Fall vorhanden.“

Inwiefern Sixes sich in der Zukunft im deutschen Ligabetrieb etablieren wird, bleibt abzuwarten. Derzeit kämpfen die Ligaleitungen mit ganz anderen Problemen. Ehemals stabile Vereine, wie Göttingen, Marburg, Düsseldorf und Kassel müssen ihre eigenen Teams aufgeben und Spielgemeinschaften gründen. Auf die Frage, wie der Verband spielunfähigen Mannschaften nach der Corona-Pause hilft, antwortet der DlaxV unteranderem folgendermaßen:

Uns liegen derzeit keine Anfragen von Vereinen vor, die sich auf konkrete Unterstützung einzelner Mannschaften auf Grund von Spielermangel durch den DLaxV beziehen.“

Eine sehr erschreckende Antwort, der die Entfernung vom Verband zu den Spielern widerspiegelt. Es ist allerseits bekannt, dass viele Teams Probleme bei der Wiederaufnahme des Spielbetriebs haben. Dies wird bestätigt durch die Absage von mehreren Spielen in dieser Hinrunde. Wir fragen uns, wie kann der DlaxV solchen Vereine unterstützen?

Der Verband hat derzeit mehrere Zielsetzungen, die sich meist in langfristige und mittelfristige Ziele unterteilen lassen. Langfristig möchte der DlaxV den Sport bekannter machen, mehr Mitglieder generieren und die Strukturen professionalisieren. Mittelfristig steht die Organisation von der Germany Lacrosse Convention und der Box Europameisterschaft an. Zusätzlich soll es demnächst eine Deutschland Lacrosse App geben. In diesem Bereich ist der DlaxV sehr aktiv und wir freuen uns auf die zukünftigen Events und die App. Diese Ziele sind ein gutes Mittel, um Lacrosse in der Zukunft bekannter und attraktiver zu machen, aber es gibt Vereine in Deutschland, die akute Hilfe benötigen, da sie ansonsten nicht mehr spielfähig sind.

Erste Ideen und Vorschläge

  • Beispielsweise könnte die Regel mit den vier Schiedsrichtern abgeändert werden, so dass im besten Fall vier gestellt werden, aber nur drei müssen.
  • Es könnten Camps organisiert werden, bei denen die verschiedenen Teams aus der Liga zusammen spielen, um auch kleineren Vereinen die Möglichkeit zu geben, auf einem hohen Niveau und mit vielen Personen zu trainieren.
  • Die Spielzeit von Feldlacrosse wieder auf 20 min pro Quarter erhöhen.
    Feedback aus dem letzten Ligaspiel: „Wir sind heute 7 Stunden Auto gefahren für 60 min Spielzeit. Davon haben wir Wechselspieler in der zweiten und dritten Line kaum etwas gehabt. Das ist einfach nur demotivierend.“
  • Ermäßigungen der Spielerpässe für aktive Refs und Jugendtrainer, um einen Anreiz zu schaffen, beides zu fördern.
  • Gründungshilfe und Leihschläger-Programm wieder ins Leben rufen und aktiv bewerben.

Wir sind uns bewusst, dass alle Mitglieder des DlaxV ehrenamtlich aktiv sind und deshalb nicht dieselbe Kraft und Zeit wie ein Vollzeitbeschäftigter haben. Dennoch sind wir der Meinung, dass auch gezielte Förderungen sinnvoll sind.

Eure Meinung und Ideen sind gefragt!

Was denkt Ihr, wie der DlaxV Vereine unterstützen könnte?


Posted by DLAXN