Anmerkung: Dies soll lediglich eine Anregung zu einer Diskussion sein. Ich lege keinen fertigen
Reformvorschlag zur Abstimmung vor. Ich merke lediglich ein paar kritische Punkte an und stelle
meine grobe Vision für den zukünftigen Ligabetrieb vor, welcher in der Ausgestaltung völlig frei sein
soll und von möglichst vielen mitgestaltet werden kann.
Diese Vision stelle ich sowohl als Mitglied der Nationalmannschaft vor, dem der Spitzensport am
Herzen liegt, als auch als Mitglied des DHC Hannovers, einer Mannschaft, die nicht an der Spitze
mitspielt, aber aus der Liga viele Probleme kennt und mit Feld, Sixes und Box viele Berührungspunkte
hat. Auch ist die Motivation für viele dieser Punkte durch Gespräche mit anderen, über Deutschland
quer verteilten Spielerinnen und Spielern zustande gekommen und ich hoffe, ich kann das alles
zusammen gut verpacken damit sich daraus Reformen ableiten.

Mehr Spiele auf gleichem Niveau

Wir spielen zu wenig. Es wird oft der Fußballvergleich gezogen „Die spielen ja jedes Wochenende“
aber auch im Vergleich zu anderen Lacrosse Nationen, zu denen wir aufschließen wollen, spielen wir
einfach zu wenig. (Schaut nach England)
Der zweite Punkt ist vielleicht noch gravierender. Wir spielen zu wenig auf gleichem Niveau. In den
meisten Ligen gibt es eine, maximal zwei wirkliche gute Mannschaften, die auf Augenhöhe spielen.
Der Rest wird ausgespielt nach dem Motto „Du rasierst oder du wirst rasiert“. Selten gibt es etwas
dazwischen. Und um mit einem bekannten Irrtum aufzuräumen. Das macht einen nicht besser. „Iron
sharpens Iron“. Aber Iron verwandelt nicht Blech in Iron.
Ich kann daher gut verstehen, warum wir nicht zu 4×20 Min zurückgekehrt sind. Gerne können
bessere Mannschaften länger gegeneinander spielen, oder gegen Teams auf Augenhöhe. Aber es ist
schwer vermittelbar, dass Mannschaften mit 10 Spielern am Rande ihrer Kräfte, sich extra 20
Minuten vermöbeln lassen. Das macht keinen Spaß und macht auch keinen besser. Daher hat diese
Diskussion auch nur die Spitze des Eisbergs dargestellt, im Kern ging es ja um etwas ganz anderes.
Sich entwickelnde Mannschaften müssen mehr gegeneinander spielen, das macht auch mehr Spaß
und treibt somit auch die Motivation auf Spiele an. Wenn diese Mannschaften dann aufsteigen und
besser werden, sollen dann auch Spiele gegen bessere Mannschaften ermöglicht werden (von mir
aus auch länger, aber lasst uns den Fokus auf die großen Probleme legen, ich glaube diese Diskussion
auszugraben bringt uns nicht weiter).
Ebenso wollen und sollen bessere Mannschaften öfter gegeneinander spielen. Es macht mehr Spaß,
es macht besser und es bereitet somit auf eine Deutsche Meisterschaft besser vor als in der Liga
Konkurrenzlos zu spielen und auf einmal bei den Playoffs auf richtige Gegner zu treffen.

Keine starren Liga-Konstrukte

Wie kann man denn jetzt dieses Problem lösen?
Erstens, es dürfen Ligen nicht nur nach Regionen bestehen, sondern das Ziel die Spielanzahl auf
gleichem Niveau zu erhöhen, muss im Vordergrund stehen. In einer Stunde Fahrtzeit befinden sich
von Hannover aus Göttingen, Bielefeld und Paderborn. In weniger als den 3 Stunden, die wir nach
Berlin fahren finden sich noch viel mehr Mannschaften, mit denen wir nicht in einer Liga sind und
folglich auch nicht gegeneinander spielen.

Es sollte daher ein Ligakonstrukt entstehen, bei dem Regionalligen bestehen bleiben, es aber
verpflichtende Spiele gegen Teams aus anderen Regionalligen gibt. Wie das aussieht, ob in eine Art
Playoffmodus oder im regulären Spielbetrieb, kann man ausdiskutieren. Schaut man sich die NFL an,
gibt es dort auch ein System aus Divisions und Conferences in welchen untereinander und
gegeneinander aber nicht an gleicher Zahl, gespielt wird.
Das mag erstmal kompliziert wirken, aber ist doch egal. Hauptsache wir spielen mehr.
Wenn zum Beispiel die Nord/Ost-Liga aus 5 Mannschaften besteht, könnte man je zwei Spiele aus
Süd- und West-Liga hinzufügen, nach einem Schlüssel, des Abschneidens nach der letzten Saison.
Und diese Spiele in neutralen Städten, die auf halben Weg liegen ausrichten und die Spieltage so zu
Doppelspieltagen machen.
Dadurch fördern wir auch kennenlernen zwischen Mannschaften aus verschiedenen Ligen. Ich kenne
teilweise meine ganze Liga beim Namen und Beruf aber weiß nicht wer alles in der Süd-Liga spielt.
Nun zum Kernpunkt, wie kann man das Durchsetzen, ohne dass erneut schlechtere Teams durch
bessere abgeschlachtet werden?
Eine Deutschlandweite Erste Liga MUSS die Antwort sein.
Das ist mittlerweile ein Thema was die Gemüter erhitzt aber ich sage das, als Mitglied einer
Mannschaft, die dort wahrscheinlich nicht spielen würde, „wir brauchen sie“.
Die 8 Teams der Playoffs spielen in dieser Liga, können Doppelspieltage an zentralen Orten
ausrichten, um so Fahrtzeiten zu sparen. Das dürfte kein zu großer Aufwand sein, schließlich düsen
Teams aus der ganzen Republik zu Springball, Playoffs und DM. Für so eine Liga kann ich mir
vorstellen wird es der Aufwand wert sein.
Eine Möglichkeit wäre, dass sich die ersten 4 Teams für eine Deutsche Meisterschaft qualifizieren
und die letzten 4, gegen Teams aus den unteren Ligen um die Plätze in der ersten Liga spielen. Hier
soll der Kreativität keine Grenzen gesetzt werden, aber bitte denkt dran:
Mehr Spiele machen uns besser und machen Spaß.

Weniger geblockte Termine durch Camps

Die wichtigste und einzige Frage im Raum ist bislang hoffentlich folgende: „Wo nehmen wir die
zusätzlichen Wochenenden her?“
Bessere Planung im Voraus und die Motivation auf bessere Spiele werden hoffentlich einen Beitrag
leisten. Viel wichtiger jedoch, die Termine für Nationalmannschaft Camps müssen reduziert werden.
Ich sag’s so wie es ist, es ist zu viel. Und dass nicht, weil ich Teil von zwei Nationalmannschaften war,
es hat sich das meiste geschnitten, es gab kaum eine extra Belastung. Ich habe im letzten Jahr vor
den World Games und der Europameisterschaft an 11 Trainingslagern und 4 Vorbereitungsturnieren
teilgenommen und ganz einfach gesagt, es war zu viel.
Das ist für die Spieler eine enorme finanzielle und zeitliche Belastung und man mag darüber streiten
was die wirklichen Resultate gebracht hat, die Arbeit zuhause oder die bei den Trainingslagern.
Aber ich glaube ehrlich, dass ein Trainingslager alle zwei Monate ausreicht und es zusätzlich dazu
mehr Länderspiele geben muss, aber das ist eine andere Geschichte.
Denn ich bin davon überzeugt, dass Spielen uns wirklich besser macht. Zeitslots für die Ligen zu
reservieren ist daher wichtig. Ich weiß, dass mag den meisten Trainern jetzt vielleicht übel aufstoßen,

aber wenn wir ehrlich sind, die Beteiligung an Camps ist nicht so hoch, wie sie sein sollte. Limitiert
man Camps jedoch auf alle zwei Monate ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass die Spieler die Zeit
haben, die Motivation höher ist und diese auch besser besucht werden.
Auch in Kombination mit den restlichen Punkten sollten die Trainer sich freuen, wenn die Spieler
mehr spielen und dadurch besser und spielintelligenter werden.

Bessere Zeiten-Verteilung von Feld, Sixes und Box

Wie können wir das übers Jahr hinüber zeitlich unterbringen? Und wird es überhaupt genug Teams
geben? In letzter Zeit sind viele Teams eingegangen oder haben sich in Spielgemeinschaften
zurückgezogen.
Genau so hat es viele Neugründungen an Mannschaften gegeben und ich glaube für beide lautet die
Antwort: Sixes.
Die Wahrheit ist, dass es über die letzten Jahre normal geworden ist in vielen Ligen mit 10
Spielerinnen oder Spielern anzutreten, zum Teil auch noch in SGs und zu glauben dadurch wird man
besser, vor allem wenn man dann von Frankfurt oder Hamburg 20:0 abgeschossen wird.
Den Spaßfaktor des ganzen mag jeder selbst beurteilen, aber ich habe über das letzte Jahr als Trainer
von unseren zweiten Herren-Mannschaft, die Sixes in der 2.Bundesliga-Nord/Ost gespielt hat,
beobachtet, wie sich diese Spielvariante positiv auf die Liga und Spieler ausgewirkt hat.
Teams, welche sonst nicht angetreten wären, konnten eine eigene Mannschaft stellen.
Spieler, die in einem Feldlacrosse Spiel vielleicht keinen einzigen Ballkontakt hatten, haben ihre
ersten Tore geschossen und Spieler, die sonst nur mit dem Pole „rumgeslashed“ haben, mussten sich
mal an vernünftiger Body-Defense versuchen.
Ich denke daher, dass es sich je nach Region, Teamanzahl und Ligen Anzahl, lohnen kann dort Sixes
einzuführen. Denn ich habe mit Sorge beobachtet, wie über die letzten Jahre Mannschaften und
Spieler verschwinden und ich glaube, dass Sixes, gepaart mit mehr Spielen, die Motivation wieder
hochschrauben kann.
Wo ist nun Box-Lacrosse unterzubringen in all dem? Sowohl Herrenbox als auch Damenbox haben
sich in den letzten Jahren hoher Beliebtheit erfreut und der Spaßfaktor sowie die individuelle
Verbesserung liegen auf der Hand.
Dennoch wurde die reguläre Box-Lacrosse-Saison, in den Winter verbannt um im Sommer, wo
Spielflächen eisfrei sind, nur die DM abzuhalten.
Ob das der EM, Corona und Sommerurlauben, geschuldet war, weiß ich nicht. Ich denke aber, dass es
durch die Spreewölfe und den Rink beim DHC Hannover nun über genügend Spielstätten im Sommer
gibt, um die Liga zu erweitern. Nicht nur zwei Spielwochenenden, sondern wie im Feld und Sixes eine
vernünftige Liga aufzuziehen, nach den oben beschriebenen Prinzipien. Hier sind die „guten
Mannschaften“ zwar noch weiter getrennt, aber aus persönlichen Gesprächen kann ich bestätigen,
da hat sich noch nie einer gescheut weite Strecken zu fahren.
Und wenn Köln und Berlin sich in Hannover treffen, hilft das auch weiter.
Die Möglichkeiten sind unbegrenzt, klar ist aber dass Box wieder im Sommer stattfinden MUSS (ja
das ist nicht verhandelbar, schaut nach Kanada).

Macht euch bewusst: Wir brauchen eine Reform!
Ich weiß, in Deutschland sträuben sich viele gegen Veränderungen und wir sind nicht als die großen
Reformer bekannt. Aber ich würde nicht diesen Aufwand betreiben, wenn ich es nicht als absolut
notwendig sehen würde.
Das derzeitige Ligasystem limitiert unser Potential, es hat seinen Beitrag zum Rückgang von
Mannschaften geleistet und es wird uns daran hindern den Sport größer und bekannter zu machen,
wie auch zu Nationen wie England im Spitzensport aufzuschließen.
Daher diese ernste Bitte:
Lasst uns was verändern, und wenn es nichts von all dem ist und in eine ganze andere Richtung geht.
Aber lasst uns etwas unternehmen.
Ich freue mich auf Rückmeldungen und die daraus entstehenden Diskussionen.

Liebe Grüße

Justin

Posted by DLAXN, written by Justin Wismer