DLAXN: Kannst du uns kurz etwas über dich und deine Lacrosse Karriere erzählen? Was machst du beruflich und warum bedeutet Lacrosse so viel für dich?

Klaus Hauer: Ich bin mittlerweile 33 Jahre alt und habe Sportwissenschaften an der Uni Wien studiert. Ich bin 2006 über ein Sportfest der Stadt Wien, bei dem Lacrosse präsentiert wurde darauf aufmerksam geworden. Mein älterer Bruder und ich haben dann gemeinsam begonnen bei den Vienna Cherokees Lacrosse zu spielen und sind bis heute mehr oder weniger noch damit in Verbindung. Aus einer Faszination zu diesem Sport wurde eine Leidenschaft, die bis heute anhält und ich liebe nichts mehr als am Lacrosse-Feld zu stehen und zu zeigen was ich kann.

Ich konnte Lacrosse und Studium gut kombinieren, was dazu beigetragen hat, dass ich noch immer aktiv spiele. Ich hatte die Möglichkeit auf der Uni sowohl kraftmäßig wie auch Lacrosse spezifisch zu trainieren und konnte vieles für wissenschaftliche Arbeiten nutzen.

„Wir sind quer durch Europa getourt und haben versucht so viele Spiele wie möglich zu spielen und von anderen zu lernen.“

DLAXN: Wie sieht deine Trainingswoche aus? Was hast du in der Vergangenheit getan, um so ein hohes Lacrosse-Niveau zu erreichen?

Hauer: Meine Trainingseinheiten haben sich in den letzten Jahren sehr verändert. Da Zeit leider immer kostbarer wird und es mittlerweile wichtigeres im Leben gibt, beschränke ich mich hauptsächlich auf Kraft- und Ausdauertraining. Ich versuche einmal die Woche ins Lacrosse Training zugehen, 3x die Woche Krafttrainingseinheiten für den ganzen Körper und 2x Laufeinheiten zu absolvieren.

Anfangs hatte ich immer meinen Schläger in der Hand. In meinem Kinderzimmer gibt es keinen Fleck an der Wand, der keine Delle vom Lacrosseball hat. Kaputte Fenster, Geschirr und Fernseher standen an der Tagesordnung.

Ein großer Vorteil war es natürlich, dass mein Bruder nicht weniger Lacrosse verrückt war als ich und wir uns in jeder freien Minute mit den Lacrosse-Schlägern auf die Finger geklopft haben.

Im Vereinstraining waren wir leider selten mehr als 5 – 8 Spieler. Einerseits hat uns das individuell sehr viel gebracht, weil wir Unmengen an Schüssen und Pässen in einer Trainingseinheit hatten aber taktisch und spieltechnisch waren wir leider um vieles schlechter als die meisten Spieler in Europa.

Wir sind quer durch Europa getourt und haben versucht so viele Spiele wie möglich zu spielen und von anderen zu lernen. Wir spielten in einer Spielgemeinschaften mit Bamberg und anderen Teams aber am allermeisten hat es mir geholfen in der Box, mit und gegen die Tschechen zu spielen.

DLAXN: Du hast sowohl in der Liga in Österreich gespielt als auch für Münster in der deutschen Liga. Was sind die Unterschiede vom Aufbau der Liga aber auch vom Niveau her?

Hauer: In Österreich gibt es seit einigen Jahren keine Liga mehr. Das Niveau war zu unterschiedlich und neue Teams hatten einfach keine Chance sich zu etablieren. Da haben wir es leider versäumt entgegenzuwirken und so habe sich die ländlichen Teams leider wieder aufgelöst. Graz und Kärnten spielen viel mit Slowenien und das Wiener Team spielt bei den Tschechen am Feld und den Slowaken in der Box Liga mit.

Die deutsche und die tschechische Liga sind wie Tag und Nacht. Verschiedener könnten Lacrosse Ligen nicht sein. In Tschechien sind es immer zwischen 6 und 8 Teams, die aber alle auf einem ziemlich gleichen Level spielen. Das ist spannend und macht Spaß, wenn man weiß, dass in einem Match alles möglich ist.

Münster ist damals gerade in die erste Liga aufgestiegen und sie hatten ein gutes Team, welches als Aufsteiger alle Teams bis auf die zwei Top Teams Köln und Frankfurt besiegen konnten.

Die Spielphilosophie ist in Deutschland eine andere als in Tschechien. Das Spiel in Tschechien ist schneller und viel körperbetonter. In Deutschland war alles strukturierter und auf System aufgebaut. In Tschechien treffen sich zwei Mannschaften am Platz, ziehen sich um und spielen einfach gegeneinander. In Deutschland wirkt es viel professioneller. Die Teams haben ihre Kabinen, es gibt Besprechungen und die Schiedsrichter nehmen alles genau unter die Lupe und kennen kein Erbarmen.

„Ich finde, dass Box-Lacrosse die größere Herausforderung ist.“

Klaus Hauer im Einsatz bei der Indoor WM in Kanada 2019
Klaus Hauer im Einsatz bei der Indoor WM in Kanada 2019

DLAXN: Wie nimmst du als Außenstehender die Entwicklung des Lacrosse-Sports in Deutschland wahr? 

Hauer: Ich kenne einige die aktiv in Deutschland spielen und da bekomme ich natürlich immer wieder ein paar Sachen mit. Was hinter den Kulissen alles passiert weiß ich natürlich nicht aber Deutschland ist in Europa, meiner Meinung nach, am besten aufgestellt und wenn es so weiter geht, wird es in wenigen Jahren in Europa über viele Jahre tonangebend sein und auch die EM gewinnen können. Die Jugendarbeit der letzten Jahre wird sich bald rentieren und dann wird kein weg an Deutschland mehr vorbeiführen.

DLAXN: In Deutschland wird momentan über eine Ligareform diskutiert. Demnach soll das Niveau in den einzelnen Ligen angepasst werden. Hast du eine Meinung dazu? 

Hauer: Es wird immer Mannschaften geben, die bei Reformen schlecht aussteigen werden, aber wie ich vorher schon einmal erwähnt habe, sind spiele auf gleichem Niveau das Beste. Fünf Stunden nach München fahren und dann 17:2 abgeschlachtet zu werden macht keinen Spaß und auch keinen Sinn. Für keines der beiden Teams. Es wird sicherlich schwierig Teams einzuteilen und auch darauf zu achten, dass die Wege nicht zu lang werden.

DLAXN: Spielst du lieber Box oder Feld? Was machen dabei für dich die Unterschiede aus und wie findest du es, dass es keine einheitliche Lacrosse-Variante gibt?

Hauer: Ich finde, dass Box Lacrosse die größere Herausforderung ist. Nicht nur individuell, sondern auch auf die Mannschaft bezogen. In der Box ist es nicht möglich als einzelner ein Spiel zu dominieren. Dort muss das ganze Team an einem Strang ziehen und wissen was zu tun ist.

Selbst wenn Teams mit unterschiedlichem Niveau aufeinandertreffen, ist es interessant zu spielen und auch zuzuschauen. Das ist leider am Feld nicht so.
Ich persönlich bin am Feld besser, wäre aber gerne ein besserer Boxspieler.

DLAXN: Wie siehst du deine Zukunft im Lacrosse-Sport?

Hauer: Solange ich mich fit fühle und Zeit habe werde ich auf dem Feld zu finden sein. Wie es danach aussieht, kann ich noch nicht sagen. Ich werde dem Sport bestimmt erhalten bleiben, aber ob das im Vorstand oder als Trainer sein wird, wird sich zeigen.

„Sucht euch eine schöne Wand zum Spielen und haltet euch von Fensterscheiben und Autos fern.“

DLAXN: Verfolgst du die NLL? Hast du ein Lieblingsteam? 

Hauer: Die NLL ist großartig und sehr zu empfehlen. Ich war schon immer ein großer Buffalo Bandits Fan und konnte 2010 bei der WM in Manchester ein Foto mit meinem Lieblingsspieler Mark Steenhuis machen.

DLAXN: Was hältst du von Trashtalk?

Hauer: Absoluter Schwachsinn! Ich habe schon vieles erlebt und leider glauben auch immer mehr europäische Spieler, dass es sein muss und ahmen ihren Vorbildern aus den USA nach. Ich lasse mich darauf nicht ein.

DLAXN: Was macht einen perfekten Mitspieler aus?

Hauer: Es kommt ganz auf die Position der Spielerin oder des Spielers an. Aber grundlegend muss die Fitness passen. Viel wichtiger ist aber die Bereitschaft für seine Mitspieler*innen alles zu geben und diese anzuspornen. Solche Spieler*innen am Feld zu haben ist das wichtigste. Das Gefühl zu haben sich auf alle verlassen zu können und zu wissen, dass niemand aufgibt.

DLAXN: Was würdest du jungen Lacrosse Spielern und Spielerinnen mit auf den Weg geben um im Lacrosse erfolgreich zu sein?

Hauer: Spielen, spielen, spielen! Mit Freunden 1 vs. 1, 2 vs. 2 usw. Den Schläger immer dabeihaben und immer neues ausprobieren. Habt Spaß dabei und fordert euch selbst immer wieder aufs Neue heraus. Sucht euch eine schöne Wand zum Spielen und haltet euch von Fensterscheiben und Autos fern.