Am Wochenende fand das Spitzenspiel der Hinrunde in der Bundesliga Nord statt. Der amtierende Deutsche Meister HTHC Hamburg traf auf einen mit Nationalspielern verstärkten Berliner HC. Wir haben für euch im Vorfeld mit beiden Trainern gesprochen und abschließend einen Spielbericht in Bildern erstellt.

Pete de Santis
Alter: 42
Beruf: Educator
Karriere: Seton Hill University (2006 -2010), HTHC Hamburg (2011 – heute)
Status: Deutscher U19-Nationaltrainer/ Deutscher Sixes-Trainer, Cheftrainer HTHC Hamburg
Adam Marshall
Alter: 39
Beruf: Lacrosse-Coach
Werdegang: GCU, Grand Canyon University (Gründer Lacrosse Programm 2009), 2011 – 2014 Coaching in Deutschland (Deutscher Meister 2012, 2015), 2016 – 2019 Bellmont Abbey (D2, Conference Champion, NCAA Tournament Appearance), 2019 – 2020 Lander University
Status: Deutscher Nationaltrainer (Feld), Interimstrainer Berliner HC und Trainer Spreewölfe Berlin (Boxprogramm)

Pregame Talk

DLAXN: Lacrosse-Coaches in Deutschland – wie kam es dazu?

Pete: Ich erinnere mich, wie ich in meinem Lacrosse-Büro an der SHU saß, kurz vor dem Ende meines Graduiertenprogramms. Ich habe durch die Stellenausschreibung auf LaxPower gescrollt. Für jüngere Leute: LaxPower war früher eine Website. Ich sah das HTHC-Stellenangebot und dachte: Was zum Teufel ist das? Lacrosse in Deutschland? Das ist schon irgendwie cool. Als ich in den Flieger stieg, um herzukommen, wusste ich nicht, dass ich zehn Jahre lang hier sein würde.

Adam: Ich habe auch eine Stellenausschreibung für München Lacrosse auf LaxPower gesehen und ich glaube, ich habe sogar einen deutschen Lacrosse-Spieler auf E-Lacrosse gesehen, eine Website, von der viele Leute gar nicht wussten, dass sie existiert. Aber so haben wir in den Neunzigern gelernt, bessere Spieler zu werden.

Pete: E-Lacrosse war eine wirklich seltsame Lacrosse-Website…

Adam: … und so viel Wert.

DLAXN: Wie war es für euch als Trainer in einem deutschen Verein anzufangen?

Pete: Es war wild. Am Anfang war ich schockiert über das Niveau hier. Es gab einige Jungs, deren Niveau mich umgehauen hat. Es waren ausschließlich einheimische Talente. Aber dann bin ich zu Zweitligateams wie Göttingen, Bremen und anderen Städten gegangen und habe Jungs gesehen, die wirklich leidenschaftlich Lacrosse spielten, aber keine Ahnung hatten, worum es bei Lacrosse geht.

Adam: Da ich aus einem College-Umfeld kam, war es wirklich interessant, denn es war das erste Mal, dass ich erwachsene Männer trainierte. Ich kann nur wiederholen, was Pete gesagt hat. Wenn man das erste Mal hierher kommt, ist man schon etwas überrascht. Diese Leute wissen definitiv, wie man spielt. Einige wissen es aber auch nicht, und man muss diese Lücke zu ihnen überbrücken. Aber es hat sehr viel Spaß gemacht, jemanden zu coachen, mit dem man sich wirklich unterhalten kann und dem man nichts vorschreiben muss.

DLAXN: Adam, du warst als Trainer bereits Deutscher Meister mit dem HLC München und bist dann zurück in die USA gegangen, um ein DII College zu trainieren. Jetzt bist du zurück in Deutschland. Wie ist dein neuer Start als Trainer?

Adam: Ich denke, es ist großartig. Es ist einfach super zu sehen, wie viel aufgebaut worden ist. Die Hingabe der Spieler, vor allem auf höherem Niveau und auf dem Niveau der Nationalmannschaft. Einfach, wie viel besser dieses Land im Lacrosse ist. Man würde immer noch gerne mehr Teams sehen, man würde immer noch gerne mehr Spieler sehen, aber im Vergleich zu jetzt und 2012 ist es eine ganz andere Welt. Und das macht mich als Trainer wirklich glücklich. Zu sehen, wie sich die Arbeit, die man investiert hat, für viele Spieler auszahlt. Vor allem das Wachstum von Box Lacrosse ist großartig.

DLAXN: Pete, du bist schon lange in Deutschland und warst von Anfang an beim HTHC. Was sagst du über die Entwicklung der deutschen Lacrosse-Szene?

Pete: Die Qualität des Lacrosse-Spiels ist auf allen Vereinsebenen, vom Universitätsstadtverein über die Kleinstadt bis hin zu den Großstadtvereinen wie Hamburg, Köln, München und Berlin, explodiert. Ich habe Zeit damit verbracht, Zweitligavereine zu coachen, und diese Teams machen Dinge, die ich mir vor acht Jahren nicht vorstellen konnte. Und dann sehen wir in den großen Vereinen Spieler, die nach Nordamerika gehen und Box Lacrosse in Kanada oder Universitäts-Lacrosse in den USA spielen. Und die Durchschnittsniveau der Spieler ist schlichtweg besser geworden. Das liegt vor allem an jungen Männern, die sich einfach in diesen Sport verliebt haben.

DLAXN: Wenn Sie Lacrosse für amerikanische Leser einordnen wollen, wo stehen wir hier im Vergleich?

Adam: Einige der besten Spieler könnten definitiv mit hochklassigen DII-Teams mithalten. Es gibt Talente, die sogar gut genug für eine DI-Mannschaft sind. Was hier am meisten fehlt, ist Erfahrung. Das Einzige, was anders ist, sind einige Entscheidungen und Spielideen, weil unsere Jungs hier nicht unbedingt jedes Mal, wenn sie das Feld betreten, gegen harte Konkurrenz spielen. Und das ist das Einzige, was für mich ein Unterschied ist. Aber sie können ziemlich schlau sein, so dass sie lernen können, was zu tun ist.

DLAXN: Adam, wie würdest du das Berliner Team beschreiben?

Adam: Dieses Team ist in erster Linie defensiv ausgerichtet und ein Team, das auf der Zielgeraden viel Erfolg haben kann.

DLAXN: Pete, wie würdest du die Hamburger Mannschaft charakterisieren?

Pete: Erfahren! Wir haben eine Kerngruppe von Spielern, die schon seit sechs, sieben Jahren zusammen spielen. Ich habe sie die ganze Zeit über trainiert. Unsere Jungs wissen, was sie auf dem Feld zusammen machen. Die Stärke der Mannschaft liegt in der Offensive am Ende des Feldes.

DLAXN: Was erwarten Sie von dem Spiel?

Pete: Ich bin super aufgeregt. Ich habe mich darauf gefreut, seit ich gesehen habe, wer am Ende für den BHC spielt. Dieses Team ist gespickt mit Spielern, die das Zeug zur Nationalmannschaft haben. Das wird gut werden. Ich kann es kaum erwarten. Dieses Spiel ist wie zwei Züge auf einem Gleis, die aufeinander zu fahren.

Adam: Es ist ein Rivalitätsspiel.

DLAXN: Was ist euer Tipp für das Endergebnis?

Adam: Wie viel können wir darauf wetten?
Pete No!
Adam: No?
Pete: Ich bin kein Freund von Wetten und außerdem glaube ich fest an Karma, Voodoo und schwarze Magie, also halte ich mich davon fern.
Adam: Ich glaube, dass beide Teams mehr als zehn Tore schießen werden.

Spielbericht in Form einer Bilderstrecke

(Credit: Manju Sawhney)
www.manju.de
Instagram: @manju.de
Downloadlink: https://www.picdrop.com/manju.de/m44rFpKobM

HTHC Hamburg in schwarz-gelb gegen den BHC in weiß, das Top-Duell der Bundesliga Nord.
Hamburg dominiert offensiv im ersten Quarter und kann dieses mit 4:0 für sich entscheiden.
In einem harten und physischen Spiel kämpft der BHC sich nach und nach wieder heran. Halbzeitstand ist 4:2 für Hamburg.
Fünf beide stand es noch zu Beginn des vierten Quarters.
Timeout: Beide Teams wollen den Sieg und stellen sich auf die Crunchtime ein.
Hamburg nimmt das Spiel und die Hand und kann sich mit 3 schnellen Toren Abstand verschaffen. Zwischenstand 8:5.
Nach zwei Toren in den letzten 20 Sekunden ist es am Ende Hamburg die das Spiel mit 9:6 gewinnen.

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Posted by DLAXN & LAXALLSTARS / von Matthias Lehna und Gustav Weber