Mit der Frage einer Ligareform beschäftigen sich momentan nicht nur das Verbandspräsidium und die einzelnen Komissionen. Das Thema ist ungefär so alt wie der Lacrosse-Sport in Deutschland. Heute ist es aber wieder aktueller denn je, da das aktuelle System immer öfter an seine Grenzen stößt und in vielen Punkten nicht mehr zeitgemäß ist. Dieses aktuelle Ligasystem besteht in seiner jetzigen Form seit 2003. Davor wurden Turniere gespielt und am Ende der Saison die Deutsche Meisterschaft. Die Playoffs wurden anfangs in zwei Gruppen gespielt, 2006 gab es einen Versuch einem reinen KO System (Drei Tage – Viertelfinale, Halbfinale und Finale – über Pfingsten) und seit 2007 mit kleinen Änderung das aktuelle System.

Wie aber ist es möglich, ein Ligasystem zu schaffen, in dem sowohl der Spitzensport vermarktungsfähig entwickelt und proffessionalisiert wird, aber auch Rücksicht auf die optimale Entwicklung von kleineren und leistungsschwächeren Vereinen genommen wird?

Aktuelle Situation

Momentan ist die Bundesliga der Herren in drei Ligen aufgeteilt. Dazu gehören die Bundesliga Süd, Bundesliga West und Bundesliga Nord/Ost. Die besten acht Teams spielen am Ende jeder Saison die Playoffs und die deutsche Meisterschaft aus. Unter den Bundesligen befinden sich noch die regionaler aufgeteilten Ligen. Im Süden sind das die Landesliga Baden-Württemberg und die Landesliga Bayern. Im Westen mittlerweile die 2. Bundesliga West Süd und die zweite Bundesliga West Nord. Im Nord/Osten handelt es sich um die 2. Bundesliga Nord und die 2. Bundesliga Ost.

Die aktuelle Aufteilung des Ligabetriebes der Herren und Damen

Schwachpunkte

Momentan sind es vor allem die Teams aus den großen Städten, die sich durch externen Zulauf aus den Studentenstädten und attraktiven Angeboten für externe Trainer langfristig an der Spitze der deutschen Lacrosse-Landschaft festgesetzt haben. Dabei sind große Unterschiede in den Leistungsnieveaus der einzelnen Teams in den drei Bundesligen zu erkennen. Der Ligabetrieb bis zu den Playoffs ist für viele Teams oft irrelevant und von mangelnder Motivation der Favoriten geprägt. Auch kleinere Teams können nicht immer alle Spieler motivieren, zu den großen Gegnern zu fahren, wenn eine Niederlage schon mehr oder weniger vorprogrammiert scheint. Die Folgen sind wenig Spannung in der regulären Saison und geringe Anreize vor allem für die kleineren Teams.

Zudem findet Lacrosse, bis auf die Playoffs und die Deutsche Meisterschaft vermarktungstechnisch, quasi nicht statt. Die Top-Spiele in den einzelnen Ligen sind zwar oft spannend und ansehnlich, das Ergebnis ist jedoch meistens nicht wirklich relevant, da die Qualifikation für die Playoffs schon für beide Teams feststeht.

Möglicher Lösungsvorschlag einer Ligareform

Was wäre, wenn man eine deutschlandweite Bundesliga mit acht Teams gründet? Darunter würden sich die regionalen Landesligen befinden, die um den Aufstieg in die erste Liga spielen. Wie genau die Auf- und Absteiger und letztendlich der Deutsche Meister bestimmt werden, wäre zu klären. Dabei gibt es aber genügend andere Ligen und Sportarten, die bereits gute Modelle liefern.

Ein Beispiel könnte folgende Neueinteilung der Ligen bilden:

Ein mögliches Szenario zur Einteilung der Ligen in einem neuen Ligasystem

Die Teams der Bundesliga setzen sich in diesem Beispielfall aus den Teilnehmern der letzten Playoffs zusammen. Darunter befinden sich die Landesligen. In Baden-Würtemberg hätte man die Situation, dass mit Freiburg, Karlsruhe, Rhein-Neckar und Tübingen gleich vier Teams der Liga auch zweite Mannschaften in der selbigen hätten. Hier könnte man ein System entwickeln, dass die zweiten Mannschaften der entsprechenden Teams am gleichen Ort und Tag des Spiels der ersten Mannschaften antreten lässt. Würde zum Beispiel Freiburg gegen Karlsruhe in der Liga spielen, könnte man am im Anschluss auch die zweiten Mannschaften gegeneinander antreten lassen. Dadurch spart man sich doppelte Fahrtkosten und macht es den Vereinen möglich sich auf die ersten Mannschaften zu konzentrieren, ohne den zweiten Mannschaften Spielpraxis zu verwehren. Die erst- und zweitplatzierten der einzelnen Landesligen könnten am Ende der Saison in einer Art Playoffs je nach System Aufsteiger oder Relegationteilnehmer ausspielen , die dann in die Bundesliga aufsteigen können. Der Deutsche Lacrosse Meister könnte entweder nach der Tabelle (vergleichbar mit der Fussball-Bundesliga) oder in einem finalen Endrundenturnier (vergleichbar mit dem System des deutschen Eishockey-Verbands) bestimmt werden.

Vor allem für die Mitglieder der Bundesliga wäre die Neueinführung einer bundesweiten Liga mit teilweise erheblich größeren Fahrentfernungen verbunden. Ob es aber für die Teams ein Problem darstellen würde, sei dahingestellt. Zudem sind Sammelspieltage oder mehrere Spiele an einem Wochenende möglich. Vorbild dafür könnte zum Beispiel der Feldhockeyspielbetrieb sein, in dem das ähnlich gehandhabt wird.

Die Frage, die man sich natürlich stellen muss, ist, ob die regionalen Ligen unter der Bundesliga unter der Neuerung leiden würden. Zum einen fallen natürlich Spiele gegen die stärksten Gegner weg. Andererseits wird das Niveau innerhalb der Liga deutlich angepasst und auch der Anreiz von Aufstieg und oder Relegationsspielen stellt einen anderen dar, als der eines dritten Platzes. Zudem würden die Fahrentfernungen durch die regionale Unterteilung der unteren Ligen auf ein Minimum reduziert, dadurch könnten die Einstiegshürden für viele kleinere Vereine stark vermindert.

Dortmund im Spiel gegen Mainz

Auch in Sachen Außenwirkung und Vermarktung könnte eine bundesweite Liga den Lacrossesport in Deutschland voranbringen. Mit möglichen Übertragungen und hohem spielerischem Niveau könnte diese Liga als Aushängeschild des deutschen Lacrosse-Verbandes fungieren. Wenn man es schafft, dass dadurch auch externe Lust auf Lacrosse bekommen und in ihrer Stadt mit der Ausübung des Sportes beginnen, ist nicht nur dem gesamten Sport, sondern vor allem der Basis des Sports geholfen. Zudem würden sicherlich auch die Nationalmannschaftsprogramme im internationalen Vergleich von einem höheren Niveau profitieren können.

Dass die Basis bei solchen Gedankenspielen nicht vernachlässigt wird, ist natürlich von großer Bedeutung. Aber ob diese unter einer landesweiten Bundesliga und höherem Niveau wirklich leidet, ist auf jeden fall zu hinterfragen.

Posted by DLAXN