Am heutigen Abend des 25.10.2023 erreichte die Spielerinnen des aktuellen Trainingskaders der Damen Feld-Nationalmannschaft eine überraschende E-Mail: Der gesamte Trainerstab, bestehend aus Headcoach Denise Roessler sowie Assistant Coaches Lisa Schulte und Rachel Schwaab, ist zurückgetreten. Im selben Zug legte auch General Managerin Daniela Baxter ihr Amt nieder.
Noch offene Aufgaben würden noch erledigt werden, ebenso solle eine Übergabe des Managements erfolgen.
Weitere Informationen, wie beispielsweise zu den Gründen des überraschenden und geschlossenen Rücktritts gab es zunächst nicht. Eine entsprechende Vorwarnung in den letzten Camps blieb ebenfalls aus.

Bereits seit der WM 2022 in Towson, Maryland, holperte es an der einen oder anderen Stelle:
Ein Großteil der Spielerinnen ging bereits mit gemischten Gefühlen aus dem Turnier, denn zuvor gab es intern sowie auch extern ein großes Vertrauen in die Stärke und das große Potenzial des Teams. Dass dieses Potenzial letztendlich gefühlt nicht vollumfänglich ausgeschöpft wurde, war ein großer Kritikpunkt des Teams sowie auch der Fans und trug zu dieser, individuell mehr oder weniger ausgeprägten, Verstimmung bei.
In der Folge wurden durch die Captains Antonia Garbe (Hamburg), Lena Stede (Köln) und Jule Neubauer (Berlin) Feedback-Gespräche mit den Coaches gesucht, eine große Frage hierbei war dabei stets „Wie geht es nun weiter?“.

Ein großer Punkt der Unklarheit war nach der WM 2022 auch für lange Zeit die Zusammensetzung des Coaching-Staffs. Headcoach Denise Roessler war noch bis zum Turnier vollkommen auf das Natio-Programm fokussiert, und gab dafür sogar ihre Stelle als Head Coach des Bryn Athyn College (DIII) auf. Seit der Saison 2022/2023 ist sie jedoch als Interims-Headcoach der Stockton University (DIII) unter Vertrag. (Anm. der Redaktion: Das Nationalmannschaftsprogramm in Deutschland generiert kein Einkommen für die Coaches.)
Eine regelmäßige Teilnahme an den Nationalmannschafts-Camps konnte somit nicht gewährleistet werden. Eine vorzeitige Kommunikation, welche Trainer:innen bei den jeweiligen Camps anwesend sein würden, blieb meist aus.

Auch auf Ebene der Spielerinnen haben sich seit der WM einige Änderungen ergeben: Einige lang gediente Spielerinnen haben ihre Nationalmannschaftskarriere nach dem Turnier aus privaten Gründen beendet. Einige Spielerinnen erwogen nach dem Turnier eine Aufgabe des Programms aus unterschiedlichen Gründen, teilweise jedoch auch aufgrund der o.g. Verstimmung.

Nun bereitet sich das Team der Damen-Natio eigentlich auf die EM im Juli 2024 in Braga, Portugal vor.
Doch die Frage nach dem „Wie geht es weiter?“ hat sich nun wohl eher verschärft.

Die Durchführung der bereits geplanten Camps, die Übernahme der Zusammensetzung des aktuellen Trainingskaders sowie die Planung der nächsten Monate bei fehlendem Management sind dabei nur wenige der drängendsten Fragen.
So sind beispielsweise einige Spielerinnen, davon einige auch schon länger Teil des Programms, für den aktuellen Tryout-Prozess teils sogar aus den USA angereist, um überhaupt für den Kader berücksichtigt werden zu können. Andere Spielerinnen wurden erst vor 4 Wochen aus dem Development-Team in den Trainingskader des Elite-Teams übernommen. Inwiefern sie, sowie auch alle anderen bisherigen und langjährigen Spielerinnen des Elite-Kaders, nun planen können, ist ungewiss. Solange noch kein neuer Trainerstab gefunden wird, ist eine Kaderbenennung jedoch wohl kaum möglich, vorausgesetzt die Camps finden überhaupt wie geplant statt. Wie sehr sich somit die Bekanntgabe des EM-Kaders hinauszögern wird, ist somit offen. Und mit jedem Monat bzw. Camp das verstreicht, wird wertvolle, ohnehin schon oft nicht genügende Zeit verloren, um als finaler Kader zu trainieren.

In Zukunft wird sich also zeigen, inwiefern sich dieser Schritt auf die Zusammensetzung und Leistung des Teams bei der EM 2024, sowie auch des gesamten Programms auswirken wird.