Hallo Deutschland,

Ich heiße Gerold Frede und heute darf ich mich und meine Funktion im dlaxv als Leiter der Stabstelle Schule und Universität vorstellen. Die meisten kennen mich unter Gerri und ich hoffe, dass irgendwann mal ein ganz bestimmter Dodge nach mir benannt wird…, Aber erstmal zu mir:

Ich bin Lehrer mit den Fächern Sport und Englisch an einem Gymnasium in Alsdorf bei Aachen. In Mainz habe ich bis 2012 studiert, in Duisburg bis 2014 das Referendariat gemacht und nun bin ich seit August 2014 im tiefen Westen der Republik. Die genannten Orte sind auch eng mit meiner Larossevita verknüpft. In Mainz startete 2006 die Musketeers ihre Geschichte. Ich hatte da Lacrosse bereits schon über meinen Bruder kennenlernen dürfen, der 2004 bei den Legionären in Trier aktiv wurde. Während der Referendarszeit durfte ich für die Ruhrpott Pirates und die Düsseldorf Antlers spielen, gründete zudem die Steelers in Duisburg und von 2014-2018 habe ich letztlich das A-Team aus Aachen gecoacht. Abschließendes Coaching Highlight war natürlich der Sieg gegen den BHC bei den Play-Offs 2018 und die Würdigung zum Trainer des Jahres. Da dachte ich mir: „Gut, so kann man aufhören“. Da mein privates Glück mir bereits eine Tochter geschenkt hat, ist die Zeit leider recht begrenzt, aber natürlich wird so lange die Knochen noch halten weitergemacht!

Beim Coaching-Auftakt für Aachen Laxcrosse 2014

Deine Position beim DlaxV ist die Leitung der Stabstelle Schule und Universität, was genau ist dabei deine Aufgabe?

Das Schöne daran ist, dass ich dies seit Einführung der Position komplett selber bestimmen konnte. Zum genauen Ablauf müsste ich allerdinsg etwas ausholen.

Ich habe, wie wahrscheinlich viele andere motivierte Lacrosser, immer wieder Programme für Jugendaufbau mitbegleitet und umgesetzt, bin zu Schulen gefahren und habe die Schüler bespaßt und und und.

Dies war stets mit sehr viel Aufwand verbunden und der Ertrag war im Verhältnis dazu absolut unbefriedigend. Da bin ich auf die Idee gekommen, dass es doch super wäre, wenn die Lehrer an den Schulen selbst Lacrosse anbieten würden und von Lacrosseseite her nur das notwendige Material und „Know How“ an die Hand gegeben wird. Daraufhin habe ich den dlaxv Vorstand kontaktiert. Ich wollte gerne Fortbildungen für Lehrer machen und diesen dann Schläger zur Verfügung stellen, sodass die Lehrer in ihrem Unterricht Lacrosse anbieten, am besten regelmäßig.

Im Grunde ist das seitdem auch meine Hauptaufgabe: Fortbildungen halten, organisieren und dafür sorgen, dass die Schläger an die Schulen kommen. Im Bereich der Universität gab es zwei, drei spannende Veranstaltungen, wie zum Beispiel ein Ganztagsseminar in Dortmund, aber hauptsächlich stehe ich im Kontakt mit Schulen. Das Leihschlägerprogramm, das damals schon für Vereine und Neugründungen zur Verfügung stand, ist zudem das wesentliche Tool unserer Stabstelle.

Warum sind gerade Schulen und Universitäten so wichtig, wenn es um Lacrosse in Deutschland geht?

Über Universitäten müssen wir nicht groß sprechen. Die meisten Vereine gewinnen Ihre Spieler über das studentische Klientel, am häufigsten über den Hochschulsport. Natürlich ist es erstrebenswert, dass Lacrosse auch in den Ausbildungsbereich der Universitäten Einzug erhält, aber an Schulen ist dies noch wesentlich wichtiger und auch etwas einfacher. Der Erstkontakt im Alter von ungefähr 18-20 Jahren an den Universitäten ist natürlich sehr spät. Gerade für eine Sportart, die durch die Schlägerkontrolle technisch auch noch sehr anspruchsvoll ist, kann es gar nicht früh genug dazu kommen, dass der Schläger endlich in die Hand genommen wird. Je früher Kinder mit unserem Sport konfrontiert werden, desto höher ist natürlich auch die Wahrscheinlichkeit, dass die Nachfrage nach Jugendtraining steigt.

DLAXN hat dies ja bereits bei Eurem Youtube-Talk angesprochen, wie hilfreich eine funktionierende Jugend ist. Daher ist es umso wichtiger, dass der Sport in Schulen angeboten wird, damit dieser Erstkontakt so früh wie möglich gelingt. Nur so können wir uns als Lacrossedeutschland auch langfristig verbessern. Ein weiterer ganz wichtiger Punkt hierbei ist, dass Jugendliche vor Ort auch mehr verwurzelt sind. Manche bleiben ein Leben lang am gleichen Ort oder kommen nach dem Studium zurück. Gerade den studentischen Lacrossestädten, die alle Jahre wieder hoffen müssen, dass sie nächste Spielzeit ein Team haben werden, würde das Kontinuität bringen. Ich glaube, dass die folgende Rechnung aufgehen wird: Mehr Lacrosse im Schulsport, mehr Interesse bei den Jugendlichen, mehr Jugendliche im Verein. Hinzu kommt ja auch noch, dass sich dann auf einmal auch noch Eltern beteiligen werden.

Also um das nochmal kurz zusammenzufassen, der Erstkontakt muss so früh wie möglich sein, das wird unseren Sport sehr viel weiterbringen.

Was hat dich motiviert diese Position einzunehmen und worin liegen deiner Meinung nach die Schwierigkeiten?

Die Motivationsfrage habe ich ja bereits beantwortet und natürlich hatte ich selbst auch Interesse daran, dass ich meinen SchülerInnen Lacrosse näher bringen kann und wollte das auch ordentlich umsetzen.

Die Schwierigkeiten? Nun ja, man muss auch hier stets am Ball bleiben. Man darf nicht aufhören, dass Fortbildungen umgesetzt werden, nie aufhören Schulen anzusprechen, muss immer weiter das Programm bewerben.

Inzwischen habe ich einige Fort- und Ausbilder in meinem Team, die auch an Schulen gehen und die Lehrer dort fortbilden oder bei Sporttagen, die zum Beispiel von einem Land ausgerichtet werden, Fortbildungen anbieten. Also ist die zentrale Aufgabe gerade auch, ein Netz mit geeigneten und motivierten Leuten zu spinnen, dass sich auf Deutschland legt und dort überall Lacrosse auch „offiziell“ an die Schulen vermittelt. Hier möchte ich auch direkt die Gelegenheit nutzen, dazu aufzurufen, dass sich Interessierte jederzeit melden können, entweder mitzuwirken oder das Programm an sich für die eigene Region zu nutzen.

Eine weitere Schwierigkeit ist, dass ich immer versuche die Schulen auch mit den Vereinen zu vernetzen und das klappt noch nicht so gut, wie ich mir das wünschen würde. Es fällt mir dann aber auch auf, wie weit die Wege zwischen den Lacrosseorten immer noch sind.

Ich hoffe, dass der Erstkontakt in SchülerInnen auch die Motivation „wir wollen mehr“ auslöst und auf einmal entsteht aus dieser Motivation im Lacrosseniemandsland eine kleine Sparte Lacrosse in irgendeinem Verein. Das ist auch ein Traum, der mich motiviert, dieses Programm weiterzupushen.

Was sind die Erfolge die du in deiner Position erreicht hast?

Der größte Erfolg ist die Entwicklung des didaktischen Konzepts ’Seven Steps in School’. Als ich 2014 beim Tag des Schulsports in Dortmund war, hatte ich das Vergnügen Klaus Collmann kennenzulernen, der diesen Tag ausrichtete. Die Besucher, meist Lehrer konnten in verschiedenen Workshops Umsetzungsmöglichkeiten von diversen Sportarten im Sportunterricht kennenlernen. Ich durfte auch dort meinen Workshop anbieten. Klaus beobachtete diesen sehr interessiert und sprach mich danach an, ob ich nicht Interesse hätte, das Programm professioneller aufzuziehen. Er hatte das Gleiche, wie ich es gerade versuchte vor Jahren schon für den Tennissport gemacht. Ich glaube, er erkannte da etwas wieder und hat mir unglaublich viele anregenden Fragen gestellt. Wir haben uns dann nochmal getroffen und waren sehr intensiv per Mail im Austausch und am Ende hatte ich ein taktikorientiertes didaktisches Konzept in der Hand, das ich nach wie vor absolut genial finde und selber auch immer gerne unterrichte und das auch Inhalt der Fortbildung ist. Nur so viel in Kürze dazu: Der Torabschluss, also die Ballfreigabe aus dem Schläger heraus, steht immer im Mittelpunkt bei jedem Step. Es wird demnach gar nicht technisch geübt und allein durch die verschiedenen Steps erlernen die SchülerInnen die Technik nebenbei mit.

Ansonsten finde ich, dass unser Leihschlägersystem überragend läuft und intensiv genutzt wird und da sprechen die Zahlen für sich. Wir haben inzwischen circa 900 Leihschläger. Dieses Jahr waren sogar mal alle gleichzeitig verliehen! Über 25 Schulen haben aktuell Schläger von uns vergangenes Jahr liehen über 60 Schulen Schläger von uns, die sie im Unterricht, bei AGs oder bei Projektveranstaltungen genutzt haben. Ich finde, das ist eine tolle Zahl, die sich auch von Jahr zu Jahr vergrößert hat. Teilweise haben sich die Schulen danach sogar ihr eigenes Set gekauft. Das ist natürlich super. Die 100 sollten wir im kommenden Jahr mal knacken. Ein großer Dank muss hier auch CaptainLax ausgesprochen werden, die sich um die komplette Abwicklung der Leihen kümmern.

Am wichtigsten sind aber die Mitwirkenden, die diesen Weg nun bereits mit mir gehen und Fortbildungen halten, Schulen besuchen, neue Ideen mitplanen und Konzepte mitentwickeln. Inzwischen ist die Stabstelle so groß, dass ich gar nicht alle Anfragen und Wege selber bearbeiten und gehen kann und da ist es Gold wert, dass sich bereits einige zuverlässige Begeisterte gefunden hat, die das Programm mittragen.

Wo siehst du Deutschland Lacrosse in 5 Jahren?

Wo fängt man bei dieser Frage an? Als Stabstellenleiter ist für mich entscheidend, an wie vielen Schulen gibt es Lehrer, die Lacrosse anbieten wollen und können. Gibt es nun mehr Kinder und Jugendliche, die den Lacrossesport ausüben und ausüben wollen? Ich glaube, dass wir nur über Jugendarbeit „mehr“ werden und ich hoffe, dass unsere Arbeit es manchen Vereinen leichter macht, dass sie Nachwuchs bekommen.

Ansonsten sollte es bitte ganz ähnlich sein, Der familiäre Charakter vor allem die Turnierkultur außerhalb der Saison ist für mich immer eine besondere Sache gewesen. Auf und neben dem Platz habe ich in diesem Rahmen so viele positiv verrückte Leute getroffen, die zu der Kategorie „man sieht sich nie, aber wenn man sich sieht, ist es als wäre man nie getrennt gewesen“ gehören. Das wünsche ich den Lacrossern, die in fünf Jahren mittendrin sind. Das ist etwas, das mir in den letzten Jahren selbst etwas gefehlt hat.

Was gefällt dir am DLAXV und was könnte noch verbessert werden?

Wir sind ja jetzt gerade in einer Zeit, in der sich einiges ändern könnte. Es braucht vielleicht in Kürze einen neuen Präsidenten, der mit Ehrenamt einen Posten ausüben muss/darf, der mehr als Ehrenamt fordert. Ein neuer Coach wird für die Herrennatio gesucht. Welche Strategie fährt man hier am besten? Auf jeden Fall wird es bald sehr spannend. Ich erhoffe mir da sehr viel im Februar und bin gespannt auf die Wahlen.

Was mir in meinem Bereich gefällt ist zum einen die Freiheit, die ich habe, Projekte und Ideen so umzusetzen, wie ich es für geeignet halte. Das motiviert mich sehr.

Während meiner Tätigkeit ist mir aufgefallen, dass Kommunikation und Vernetzung ein Thema ist, dass verbessert werden kann. Ich habe in den letzten vier Jahren so viel Material von überall bekommen und sammeln können, welches sich für die Schule im Unterricht, für Lehramtsanwärter bei Unterrichtsbesuchen oder universitäre Abschlussarbeiten nutzen lässt, dass ich gedacht habe, hätten wir vorher mal alle miteinander geredet, dann hätten wir alle nur 10% der vorherigen Arbeit investieren müssen. Es wird an vielen Stellen und Orten gearbeitet und sich eingesetzt und wenn dann nicht genug Würdigung vorhanden ist oder Erfolg sich nicht einstellt, dann verlieren diese engagierten Leute die Lust.

Kommunikation ist hier der wichtigste Bereich. Dieser kann stark verbessert werden. Auch das Thema Transparenz ist stark zu verbessern. Es muss jedem klar sein, wer bei was helfen kann, wo man sich Hilfe holen kann oder auch wer gerade an etwas arbeitet oder daran gearbeitet hat, dass es nicht wieder „neu“ gemacht werden muss. Und ich glaube auch, dass es sehr wichtig ist, dass wir alle an gemeinsamen Zielen arbeiten, am besten jeder in seinem favorisierten Bereich mit so viel Freiheit wie möglich.

Posted by DLAXN

QuelleTitebild: http://www.mimicolacrosse.com/registration/