Erschreckende Entwicklung in der 2. Bundesliga Nord

DlaxN-Leser Nik Meibert hat uns vergangene Woche folgendes Schreiben über die Situation der zweiten Bundesliga Nord zukommen lassen. Dabei spricht Nik viele Dinge an, die sicherlich nicht nur in der zweiten Bundesliga Nord ein Problem darstellen.

„Für den folgenden Artikel wurde mit verschiedenen Spielern aus der 2. Liga Nord gesprochen, um ein grobes Meinungsbild der aktuellen Situation darzustellen.

Wie ist die Lage in der 2. Liga Nord? – Die derzeitige Lage sieht so aus, dass die 2. Liga Nord aus nur noch 4 Teams beziehungsweise Spielgemeinschaften besteht: Bremen, SG Hamburg B/ Kiel, SG Lübeck/ Rostock und der SG Braunschweig/ Hannover B. Dies sah in der Vergangenheit noch anders aus. In den vergangenen Jahren sind noch Mannschaften wie Göttingen, Osnabrück (zeitweise in einer SG mit Bremen B) sowie Hamburg B, Kiel, Braunschweig und Hannover B noch eigenständig angetreten. Einige Teams hatten einen großen Schwund an Spielern und mussten daher Spielgemeinschaften formen. Göttingen und Osnabrück haben sich dazu entschieden, in die West-Liga zu wechseln. Durch diese Umstände ergeben sich nun für jedes verbliebene Team aus der 2. Liga Nord lediglich sechs Spieltage für die gesamte Saison. Dies ist für viele aktive Spieler, die Spaß an Lacrosse haben zu wenig.

Für den Schwund der Spieler gibt es verschiedene Gründe. Einerseits scheiden ältere Spieler naturgemäß irgendwann aus. Schade ist, dass diese häufig dem Sport Lacrosse nicht auf eine andere Art und Weise erhalten bleiben, zum Beispiel als Refs, Fans oder Trainer. Viele Spieler geben den Sport bereits auch nach nur wenigen Jahren wieder auf, bevor sie auf das Level kommen, wo sie erkennen, wie viel Spaß diese Sportart macht. Durch Studium und vereinfachte Auslandsaufenthalte sind viele Menschen auf Reisen und verlassen, wenn auch nur temporär, ihre Heimat. Somit entfällt das Verpflichtungsgefühl gegenüber einem Team. Es ist leicht und bequem einen Sport aufzugeben, jedoch bedarf es Überwindung einem Team beizutreten, da es Aufwand bedeutet. Andererseits fehlen junge Spieler die nachkommen. Die nächste Generation der Studenten hat sich verändert. Viele wollen nicht die Verpflichtung eingehen zwei Mal die Woche ins Training zu gehen und am Wochenende noch Spiele zu bestreiten. Ein gutes Beispiel hierfür ist der Hochschulsport in Bremen. Vor drei Jahren wurde keinerlei Werbung für den Kurs gemacht und dennoch war der Kurs ausgebucht. Seit zwei Jahren wird nun an mehreren Tagen auf dem Campus für den Kurs geworben und seit zwei Semestern gibt es trotzdem keine Anmeldungen mehr für den Kurs.

Damit ein Verein und ein Team funktioniert bedarf es einigen Ehrenämtern, die sich um das drumherum kümmern. Auch hier merkt man in den vergangenen Jahren, dass die Bereitschaft solche Ämter zu übernehmen, abnimmt. Während bei Fußball Clubs teilweise Festeinstellungen für einen reibungslosen Liga- und Trainingsbetrieb sorgen ist beim Lacrosse jeder Spieler gefordert einen Teil der Selbstorganisation zu übernehmen. Hier scheint es einen generellen Rückgang an Verantwortungsbewusstsein zu geben. Sportler möchten gerne etwas geboten bekommen und sich auf das Spielen konzentrieren, ohne dafür selbst viel Aufwand zu haben. In anderen, bekannteren Sportarten als Lacrosse, wird dieser Aufwand durch Funktionäre übernommen und macht es einem Spieler bequemer den Sport auszuführen. Hinzu kommt, dass sich die Vereine aus der 2. Liga keinen professionellen Trainer aus Amerika leisten können. So werden die meisten Teams von Spielertrainern trainiert, welche häufig auch nicht mehr Lacrosse Erfahrung als ihre Mitspieler aufweisen können. Des Weiteren können Spielertrainer sich nicht ständig mit der individuellen Entwicklung der Mitspieler beschäftigen. Durch die kleine Gruppengröße ist der Ausfall eines Spielers gravierender als bei einer großen Gruppe. Deshalb liegt eine größere Erwartungshaltung bei einem Trainer (falls vorhanden) gegenüber den Spielern vor, regelmäßig zum Training zu kommen. Diese Erwartungshaltung führt zu einer Art Druck, der den Spieler ab einem bestimmten Zeitpunkt „vergrault“. Ein kürzlich erhaltenes Feedback für einen Spieler zu der Bereitschaft eine weitere Aufgabe zu übernehmen von einem Mitspieler, der zuvor viele Aufgaben und Verantwortungen übernommen hatte und diese zuletzt abgegeben hat im Zitat: „[…] du machst schon genug und solltest dich nicht auch noch bei sowas in die Bresche schmeißen. Sonst machst du irgendwann genervt 3-4 Wochen Pause, die dann ein Jahr wird und du versuchst langsam wieder anzufangen, weil du merkst, dass du ein fettes Schwein wirst.“

Ein weiterer Punkt ist die Ansetzung der Spieltage. Die Spielplanerstellung ist ein aufwendiger Prozess, welcher von der Ligaleitung allein übernommen wird. Hier mangelt es teilweise an Unterstützung der einzelnen Vereine, daher werden die Spieltage sehr kurzfristig angesetzt. Erschwerend hinzu kommt, dass fast alle Teams in Vereinen von anderen Sportarten (Fußball, Feldhockey usw.) angegliedert sind und diese immer ein Vorrecht haben, wenn es um Platzbuchungen geht. So haben die Lacrosser Schwierigkeiten einen geeigneten Austragungsort für ihre Spiele zu finden. Darüber hinaus sind einige Naturrasenplätze während der Saison Wetterbedingt gesperrt und Spieltage müssen abgesagt bzw. verlegt werden und der Prozess der Platzfindung beginnt von vorn.

Was kann man also tun, um die zuvor erwähnten Probleme zu minimieren? – Natürlich gibt es hierfür keine Musterlösung. Sollte jedoch jemand diesen Artikel lesen und gute Ideen haben, ist der- oder diejenige herzlich eingeladen unter dem Artikel zu kommentieren.
Es gab bereits verschiedene Überlegungen, wie man die Liga wieder attraktiver machen könnte. Hier kann man klar sagen, dass die Spieler dieser Liga mehr Spielzeit brauchen. Jeder spielt diesen Sport, um spielen zu können. Vergangene Saison gab es noch viele Doppelspieltage in der 2. Liga Nord. In diesem Fall wäre die Spielzeit von 4x15min angemessen gewesen, jedoch ist es für Einzelspieltage zu wenig. Eine angemessene Spielzeit wäre 4x20min oder 4x15min mit Stop-Clock für die gesamte Spielzeit. Neben der Spielzeit sollte sich auch die Anzahl der Spieltage vermehren. In der jetzigen Situation hätte man die Hin- und Rückrunde jeweils zweimal austragen können und wäre immer noch weit hinter der Anzahl von Spieltagen anderer Sportarten geblieben.

Um die Anzahl der Spieler zu erhöhen wäre es durchaus von Vorteil, wenn die Sportart einen größeren Bekanntheitsgrad hätte. Dies wäre unter anderem durch mehr Bewerbung der Spieltage zu erreichen. Dank Social Media gibt es kostengünstige Möglichkeiten, viele Leute zu erreichen und ggf. dazu zu bringen, als Fans bei Spieltagen aufzutauchen. Dies sollte jedoch Hand in Hand mit einem einigermaßen professionell gestalteten Spieltag hergehen. Das bedeutet die Vereine bräuchten mehr freiwillige Helfer, die nicht selbst mitspielen, um den Fans Essen und Trinken zu verkaufen. Auch eine Musikanlage bzw. Lautsprecher wären von Vorteil, um Ansagen für die Zuschauer machen zu können. All das wäre jedoch wieder mit viel Geld und freiwilligen Helfern verbunden, woran es an beidem zurzeit leider mangelt.
Boxlacrosse wäre eine zuschauerfreundliche Alternative zum Feldlacrosse, da die Zuschauer auch bei schlechtem Wetter zu den Spielen kommen könnten. Außerdem werden beim Boxlacrosse weniger Spieler pro Team benötigt, um spielfähig zu sein. Das große Problem hier: Man benötigt Eishockeyhallen ohne Eis um spielen zu können. Die Hallenzeiten sind sehr teuer und der Hockey Rink ist lediglich im Sommer einige Wochen eisfrei.
Um mehr Spieltage zu bekommen gab es vereinzelt bereits Überlegungen, die Liga international zu machen indem dänische und niederländische Teams mitspielen. Dies würde jedoch noch weitere Anfahrten für viele Teams bedeuten und ist daher eher unrealistisch.
Fragwürdig ist auch, dass Teams sich ihre Ligazugehörigkeit selbst aussuchen können. So hat durch den Wegfall von Göttingen und Osnabrück die Spielzeit für die verbliebenen Teams stark gelitten.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Sportart weltweit zwar stetig wächst, es jedoch in einzelnen Teams und in diesem Fall in der gesamten 2. Liga Nord einen starken Rückgang an Spielzeit zu verzeichnen gibt. Die gesamte Liga funktioniert nur durch die Arbeit weniger sehr engagierter Ehrenämter, welche in den meisten Fällen auch Spieler sind und einen großen Teil ihrer Freizeit opfern um eine Liga/ ein Team zu haben für das sie spielen können. Es sollte einerseits mehr dafür getan werden, diesen Leuten ein Teil ihrer Arbeit abzunehmen, sodass diese auch mehr Spaß als Frust an dem Sport erfahren. Andererseits muss die Sportart mehr beworben werden, um auch in der Zukunft weiter wachsen zu können.
Es gibt verschiedene Ideen, die Spielzeit für die Teams der 2. Liga Nord zu erhöhen. Hier sollten die Verantwortlichen beraten, was umsetzbar ist, sodass die Spieler der 2. Liga Nord bald wieder auf eine angemessene Spielzeit in der Saison kommen.“

Wir danken Nik für seine wichtigen Worte und fragen uns natürlich auch, wie wir solche Probleme gemeinsam in den Griff bekommen können. Ihr habt Ideen, Erfahrungen oder ähnliche Bedenken, schreibt es in die Kommentare.