Einleitung:
Der Blax und damit Lacrosse in Deutschland sind 2018 25 Jahre alt geworden. Seit 1994 wird die
Deutsche Meisterschaft (der Herren) ausgetragen. Das aktuelle Ligasystem besteht in seiner jetzigen
Form seit 2003. Davor wurden Turniere gespielt und am Ende der Saison die Deutsche Meisterschaft.
Die Playoffs wurden anfangs in zwei Gruppen gespielt, 2006 gab es einen Versuch einem reinen KO
System (Drei Tage – Viertelfinale, Halbfinale und Finale – über Pfingsten) und seit 2007 mit kleinen
Änderung das aktuelle System.
Das aktuelle Ligasystem, Hauptsaison von September bis Mai mit langer Winterpause und
anschließenden Playoffs und DM, hat meines Erachtens einige Nachteile, die das Wachstum von
Lacrosse in Deutschland verlangsamen und es den meisten Mannschaften nicht ermöglichen, ihr
spielerisches Potential auszureizen.
Ich werde im nächsten Abschnitt kurz die Probleme des Status quo aus meiner Sicht aufzeigen und
dann meinen Vorschlag für ein Reformprojekt skizzieren. Dies könnte so aussehen, dass im Herbst, also
von September bis November ein „DLaxV-Pokal“ ausgetragen wird und im Frühjahr die reguläre Saison
mit dem Abschluss Playoffs und DM.
Dieses Papier soll eine Diskussion darüber in Gang setzten, wie wir unseren Spielbetrieb organisieren
wollen. Sollte sich zeigen, dass die Idee auf Unterstützung trifft, kann bei der MVV 2019 darüber
abgestimmt werden, ob diese Reform als Pilotprojekt ausprobiert werden soll.

Status Quo und seine Nachteile
• Planungssicherheit/Die Länge der Saison: Neue Mannschaften (oder auch ältere mit kleinen
Kadern) müssen sich bei der Ligasitzung im Sommer darüber im Klaren sein, ob sie im Frühjahr
des kommenden Jahres genügend Spieler haben werden. Wenn z.B. nach einem Semester
mehrere Spieler ins Ausland gehen, den Job wechseln, eine Familie gründen oder aus sonstigen
Gründen nicht mehr spielen, wird die Kaderdecke häufig sehr dünn. Dies hat zur Folge, dass
Spiele abgesagt werden oder nur mit großen Anstrengungen genügend Spieler (oder
Schiedsrichter) zusammengekratzt werden. Dasselbe Problem stellt sich Vereinen, die eine
zweite Mannschaft melden wollen.
• Auch das gegenteilige Problem kann auftreten: Eine Mannschaft meldet sich nicht für den
Ligabetrieb oder geht eine Spielgemeinschaft ein, weil im Sommer nicht genügend Spieler da
sind. Durch erfolgreiche Werbung (oder Glück) kommen aber im Herbst viele Spieler hinzu. Im
Frühjahr könnte jetzt mit eigener Mannschaft gespielt werden, was aber nicht mehr möglich
ist.

• Der Aufwand ist durch lange Fahrtwege, Schiedsrichter-Verpflichtungen, League-Master-
Bürokratie sehr hoch. Dies ist im Herbst oft frustrierend, steht doch teilweise erst neun

Monate später fest, ob die Spiele für irgendetwas zählen. Dazu kommt, dass das Spielniveau
im Herbst häufig sehr zu wünschen übrig lässt.
• Das Ligasystem schafft es bislang es mit wenigen Ausnahmen nicht, für die Top-Mannschaften
qualitativ hochwertige Spiele mit ungewissen Ausgang zu schaffen. Dies führt insbesondere im
Herbst zu geringer Trainingsbeteiligung und wenig Motivation sich als Team zu verbessern.

• Durch starre Bundesspielordnung (BSO)-Vorgaben können die Ligen nicht kurzfristig an
regionale Bedürfnisse angepasst werden (auch wenn sich die BSO hier verbessert hat). Ein
System mit einer Einheitsliga im Herbst und erster und zweiter Liga im Frühjahr sollte bisher
nicht möglich sein.

Pilotprojekt
Eine Reform könnte wie folgt aussehen. Die Änderungen könnten zunächst für 1-2 Jahre beschlossen
werden, um dann evaluiert zu werden. Erfüllen sich die in eine Reform gesetzten Erwartungen nicht,
könnte anschließend die jetzige Struktur wieder eingeführt werden.
Von September bis November wird der „DLaxV-Pokal“ ausgespielt. Zunähst geschieht dies regional.
Mitte November treffen sich dann jeweils die besten 8 Herren- und Damenteams um an einem
Wochenende den DLaxV-Pokal auszutragen. Damit stehen für die Spieler (und auch die Schiedsrichter)
auch im Herbst Spiele auf hohem Niveau zur Verfügung, bei denen es auch „um was geht“.
Wie die vier Regionen ihre zwei Teilnehmer ausspielen, sollte dabei den jeweiligen Ligaversammlungen
überlassen werden. So kann auf lokale Gegebenheiten eingegangen werden (so könnten z.B. Regionen
mit vielen Mannschaften, bspw. im Süden zunächst Bayern und BW je zwei Teilnehmer ausspielen, die
sich dann treffen, um die Teams, die zum DLaxV-Pokal fahren, zu bestimmen. Ein vergleichbarer Modus
würde in Regionen mit einer geringen Mannschaftsdichte, wie z.B. im Norden oder Osten wenig Sinn
ergeben). Für die Teams, die nicht zum DLaxV-Pokal-Wochenende fahren, könnten die Regionen eine
„Lucky-Looser“-Runde einführen, damit auch diese Teams einen Saisonhöhepunkt haben.
An folgenden Prämissen kann sich die Herbst-Saison orientieren:
• Niedrigschwelliger Einstig: Alle DLaxV-Mitgliedsvereine dürfen teilnehmen, Beschränkungen
für Spielgemeinschaften sollte es nicht geben um möglichst vielen Mannschaften die
Teilnahme zu ermöglichen (dies funktioniert in der Box-Liga bereits zuverlässig).
• Kadergrößen sollten beschränkt sein, bei den Herren z.B. auf 16. Dies soll die Anmeldung von

  1. (oder 3.) Mannschaften – ggf. in Spielgemeinschaften – oder optimaler Weise die Gründung
    neuer Vereine begünstigen (in den großen Städten mit existierendem Verein hat sich, soweit
    ich weiß, das letzte Mal 2001 mit Viktoria Berlin ein weiterer Verein gegründet).
    • Fahrtwege und Schiedsrichteraufwand sollten minimiert werden. Dies kann durch Spieltage
    mit mehreren Mannschaften (d.h. die Mannschaften spielten mehrere Spiele an einem
    Spieltag, dafür dann in kürzerer Spielzeit) geschehen und dadurch, dass nur drei Schiedsrichter
    pro Spiel gefordert werden (was in vielen Sommerturnieren ohne große Probleme
    funktioniert)
    • Regionale Selbstbestimmung: wie bereits angemerkt, sollte den Ligaversammlungen
    ausreichend Autonomie eingeräumt werden, ihre Angelegenheiten selbst regeln zu können.
    Dadurch wird Engagement gefördert und den Ligen ermöglicht, optimale Lösungen zu finden.
    • Der Modus für das Pokalwochenende selbst könnte durch die Sportwarte festgelegt werden
    (KO-Modus, Gruppenphase, wie die Teams gerankt werden usw.).

Die Frühjahrssaison, die DM-Runde, würde in den Ligen ausgespielt wie bisher. Je nach Ligagröße und
Fahrtaufwand könnte dabei entweder mit Hin- und Rückspiel gearbeitet werden oder nur mit einem
Spiel gegen jede Mannschaft.
Ich freue mich über jede Anregung, Kritik oder Diskussionen zu dem Thema.

Marek Beck
Hamburg
marek.beck@posteo.net