Wie hast du das erste mal von Lacrosse gehört und warum hast du angefangen zu spielen?

Ich habe in der Oberstufe in meiner Heimat Berlin Fußball gespielt mit (Ex-)Schülern des Canisius-Kolleg. Da kam plötzlich einer der Mannschaft mit einem Lacrosse Schläger vorbei und wollte nicht mehr mit uns bolzen. Damals habe ich ihn noch gefragt wo er damit Schmetterlinge fangen gehen möchte. Ein paar Jahre später habe ich an der Universität der Bundeswehr gesehen, dass im Hochschulsportprogramm Lacrosse angeboten wird. Aus Neugier bin ich im Winter 2010/11 zum Training gegangen. Spätestens nach meinem ersten „Isarbox“ Turnier (das alljährliche Indoorlacrosse Turnier an der Universität der Bundeswehr) bin ich komplett überzeugt gewesen und wollte mich nochmal in einem neuen Sport ausprobieren.

Matthias Lehna in Israel

Für welche Vereine hast du bereits gespielt und was waren deine größten Erfolge?

Angefangen habe ich 2011 bei der Hochschulmannschaft der Universität der Bundeswehr München. 2012 bin ich zum Hockey- und Lacrosse-Club Rot-Weiß München (HLC-München) gewechselt und konnte als Rookie gleich meine erste Deutsche Meisterschaft feiern. 2015 und 2018 folgten dann Meisterschaft zwei und drei. Ansonsten spiele ich generell in der Box mit einem Team von Bundeswehr-Lacrosse und auf dem Feld für den HLC-München.

Ich bin stolz bei zwei Weltmeisterschaften (2014 USA, 2018 Israel) zum „Best Defender“ des Nationalmannschaftsprogramms gewählt worden zu sein. Seitdem bin ich auf dem von Freddy Höck gestifteten Pokal verewigt. Bei der WM in diesem Sommer wurde ich zusätzlich in das „Presidents Team“ des Lacrosse Weltverbandes (FIL) gewählt, einer Auswahlmannschaft aller nicht Blue Division Mannschaften.

Allerdings sind für mich die Siege beim „Isarbox“ Turnier 2012 an meiner Alma Mater, sowie der Sieg mit dem Turnierteam „Love Lax“ 2013 bei den Berlin Open am schönsten in Erinnerung geblieben.

Ein Traum bleibt für mich immer noch ein Sieg beim Alex Hrebresky Memorial Box Turnier in Prag. Meiner Meinung nach eines der besten (Box-) Lacrosseturniere in Europa.

2012 Deutscher Meister (HLC-München)

2013 1. Berlin Open (Love Lax)

2014 Best Defender Nationalmannschaft WLC USA

2015 Deutscher Meister (HLC-München)

2016 MVP Final Four DLaxV

2018 Deutscher Meister (HLC-München), Best Defender Nationalmannschaft WLC Israel, Presidents Team

Den Groundball im Visier

Wo liegen deine Stärken im Spiel und wie hast du sie entwickelt?

Ich habe, als ich zum HLC-München kam, das Glück gehabt zum einen von einem sehr guten Coach, Adam Marshall, lernen zu dürfen. Zum anderen hat mich eine Garde Lacrosse-Urgesteine, die mit zur ersten und zweiten Generation der deutschen Lacrosse Szene gehören, gut aufgenommen.

Zusammen mit großartigen Spielern wie Kornprobst, Korni, und Florian Klaus gespielt zu haben, hat mir geholfen mein Positioning und eine gescheite Body Defense zu entwickeln.

Allerdings habe ich im wesentlichen meine Stickskills über Boxlacrosse ausgebildet. Als ich angefangen habe zu spielen galt noch die Devise: Als Longpole sollte man ordentlich austeilen können. Wer dazu noch einen guten Pass für das Clearing Game werfen konnte, war schon so gut wie im Kader gesetz.

Ich bin froh, dass sich das mittlerweile geändert hat und ich in der obersten Leistungsspitze auch keine Poles mehr kenne, die ihren Stick nur noch als Mittel ansehen, ihrem Gegenspieler maximal Schmerzen zu bereiten.

Matthias Lehna in Aktion gegen Irland

Wie bereitest du dich auf ein großes Turnier vor?

Ich denke mal das wird bei mir nicht anders sein, als bei jedem anderen Nationalspieler in Lacrosse-Deutschland. Dadurch, dass jeder von uns diesen Sport in der Leistungsspitze nur mit viel Herzblut und Verzicht in vielen Bereichen betreiben kann, steht trotz allem der Job oder das Studium an erster Stelle.

Da ich mich als Gebirgsjägeroffizier stets im Spannungsfeld zwischen meinem sportlichen Ehrgeiz und dem Interesse des Dienstherren befinde, habe ich stets einen Spagat zu vollführen. Ein Beispiel: Kurz vor Beginn der EM 2016 in Ungarn habe ich erfahren, dass ich nach Estland kommandiert werde zur Sicherung der Nato-Ostflanke.

Auf die WM im letzten Sommer habe ich mich dagegen unter anderem mit Wall Balls an einem meiner Patrouillenfahrzeuge am Südrand der Sahara vorbereitet. Jeder andere Natiospieler wird eine ähnliche Geschichte erzählen können, nicht zu vergessen von all den anderen ehrenamtlichen Lacrossern in Deutschland, die eine Liga organisieren, hundert Kilometer zu einem 2. Ligaspiel fahren, um an einem Nachmittag am Wochenende ein Spiel zu pfeifen. Meistens auf einem Acker neben den schönsten Hockeyfeldern der Stadt, nur um sich mit einer hand voll weiteren Verrückten diesem wunderbaren Sport hingeben.

Welche Qualitäten schätzt du an einem Teamkameraden am meisten?

Leidenswille! Auf dem Feld habe ich einen unbedingten Siegeswillen und kann sehr empfindlich reagieren, wenn ich den Eindruck habe, dass meine Mannschaftskameraden nicht bis an ihr Limit gehen.

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Wo siehst du dich persönlich in 5 Jahren?

Hoffentlich weiterhin in mitten einer dynamischen, wachsenden und lebhaften Lacrosse-Community, welche eventuell einen Schritt näher an einer möglichen Olympiateilnahme ist.

Welche Tipps würdest du jungen deutschen Lacrosse Spielern mit auf den Weg geben?

1. Spielt nicht nur Feldlacrosse, sondern unbedingt auch Boxlacrosse!

2. Falls 1. nicht geht, weil ihr keinen Verein bei euch in der Nähe habt, findet Freunde und gründet einen.

3. Reise und spiele mit vielen verschiedenen Teams bei den zahlreichen Turnieren im Sommer und im Winter mit. Schau dazu im Veranstaltungskalender vom DLaxV (http://www.dlaxv.de/index.php/de/kalender#year=2018&month=6&day=1&view=month) oder frage in der Facebookgruppe nach (https://www.facebook.com/groups/dlaxv/).

4. Wiederhole 1.-3. ein paar Jahre und du wirst unschlagbar.

Matthias Lehna bei der Box EM in Finland

Was ist deine „Weapon of choice“?

Hier sollte jetzt ein Bild von meinem Head sein, allerdings kann ich mit dieser Frage nicht viel anfangen. Ich war mal überzeugt ich könnte nur mit einem Brine „Cyber-X“ spielen, als ich dann mal keinen mehr gefunden habe, weil er nicht mehr produziert wird, habe ich festgestellt, dass ich auch mit jedem anderen halbwegs gescheiten gestringten Head spielen kann.

Für einen Defender sollte der Head stiff sein, damit die Poke Checks effetkiv sind und deine Groundballs gelingen, ansonsten sollte immer die Weapon of Choice die Geschichte hinter deiner Facemask sein.

Nach erneutem Nachfragen haben wir dennoch Bilder von Matthias aktuellem Head bekommen:

Der Head ist ein STX „Hammer“. Ein sehr steifer Head mit sehr wenig pinch und daher ideal für jeden Defender. Ich habe den Head samt Pole am letzten Tag der WM diesen Sommer in Israel von einem Defender des Team „Iroquois“ bekommen. Das Stringing ist also komplett von einem Irokesen.

Beim Ken Gallucio Cup nach der WM hab ich damit gespielt und musste mich an die ziemlich flache Pocket gewöhnen. Dafür sind die Pässe ein Traum.

Dazu jetzt mein Fun Fact: Ich habe alles getradet für einen Becher Bier. Vermutlich der beste Trade Deal in der Geschichte des Lacrosse und seit dem meine „Weapon of Choice“.

Posted by DLAXN