Erzähl uns deine Lacrosse Geschichte.

Ich habe bis zu meinem Studium nur Individualsportarten betrieben. Ich wollte dann mal eine Mannschaftssportart ausprobieren, eigentlich standen Hockey oder Basketball zur Auswahl. Dann dachte ich, mal etwas Seltenes/Neues auszuprobieren, wäre auch nicht schlecht. Lacrosse wurde beim Unisport angeboten. Da bin ich dann mit einer Freundin hingegangen und hängengeblieben. Ich spiele im Angriff (beim DHC Hannover), helfe aber auch schonmal als Torwärtin in unserer 2. Mannschaft aus, wenn es nötig ist.

Bettina Wilhelm (links) bei den Play Offs 2017 in Hannover. Quelle: Sielski, HAZ

Wann bist du Headcoach der U19 Nationalmannschaft geworden?

Ich habe im Sommer 2013 das Trainerinnenamt bei der U19 übernommen.

Bettina mit der vorläufigen Mannschaft beim Mohawks Madness Turnier in Münster Mitte Februar

Wann hat der Trainerstab der U19 begonnen die Mädels für die WM in Kanada auszuwählen?

Grundsätzlich halten wir die Camps so lange wie möglich offen. Da das Jugendlacrosse in Deutschland, was das Training und die Ausbildung der Spielerinnen angeht, wenig standardisiert ist, möchten wir so möglichst vielen Spielerinnen die Möglichkeit geben, das Programm kennenzulernen und über den Vereinstellerrand hinauszublicken.

Wie werden die nächsten Monate bis zum August in Kanada trainingstechnisch aussehen?

Wir haben im März noch ein Camp in München mit dem erweiterten Trainingskader. Hier werden wir noch Freundschaftsspiele gegen die tschechische U19 machen. Danach wählen wir die endgültige Mannschaft für die WM aus. 18 Spielerinnen werden dann Anfang April zu den Home Internationals in England fliegen. Unser letztes Vorbereitungsturnier werden dann die Berlin Open im Juli sein. Bevor es dann nach Kanada geht, haben wir direkt vorher noch ein Trainingslager in Frankfurt.

Was muss eine Spielerin für die U19 mitbringen und worauf achtet ihr bei den Camps besonders?

Neben spielerischen Fähigkeiten, Athletik und Spielintelligenz sind uns Teamfähigkeit, Entscheidungsfreude und Durchsetzungsvermögen wichtig. Außerdem legen wir viel Wert auf eine positive Einstellung, Kreativität und die Fähigkeit Kritik anzunehmen und umzusetzen.

Was sind deine Visionen/Ziele für die U19 in der WM in Kanada?

Wir wollen die bestmögliche Mannschaft auswählen, die in Kanada ihr volles Potential ausschöpfen und die Dinge umsetzen kann, die wir trainiert haben und vor den Spielen besprechen werden. Die Platzierung ist eher nebensächlich, da bei der WM viele neue Mannschaften teilnehmen werden, von denen man nicht einschätzen kann, wie gut sie sein werden. Die Qualität unserer Leistung würde sich nicht in der Platzierung widerspiegeln. Das Spiel um Platz 3 haben wir letztes Jahr bei der U20 EM knapp gegen Wales verloren. Das wäre eine Mannschaft, die wir schon schlagen wollen. Ansonsten haben wir eine Gruppe bei der WM ausgelost bekommen, wo der Gruppensieg ein Ziel sein sollte. Aber wie gesagt, bei den neuen Mannschaften weiß man nicht, was sie bringen.

Was ist deine Strategie um ein starkes Team aus Spielerinnen zu bilden, die im Ligabetrieb normalerweise Gegner sind?

Ich denke, dass die Konkurrenz im Ligabetrieb nicht allzu ausgeprägt ist, da die Ligastruktur einfach noch nicht gefestigt genug ist. Natürlich gibt es neben dem Feld auch mal Differenzen, aber so lange sie das Mannschaftsgefüge nicht beeinflussen und auf den Platz getragen werden, ist das zu verkraften. Außerdem haben die Mädchen ja ein höheres Ziel im Auge. Da treten Animositäten in den Hintergrund.

Deine abschließenden Worte an alle Lacrossespieler – ob jung oder etwas älter -.

„Even though there is a limit on how fast a hockey player can skate, there is no limit to creative endeavors and progress.“ Das gilt natürlich ebenso für Lacrosse-Spielerinnen.